HEIMAT.ODER IM ANGESICHT JESU CHRISTI.

Jesus Christus. Foto: Rochus Gratzfeld

War gestern einmal wieder im Salzburger Freilichtmuseum. Zusammen mit Studentinnen aus meinem Kurs „Contemporary Austrian Culture“. Angeboten vom American Institute for foreign Study mit Sitz in Salzburg.

Wir sind von Gau zu Gau, von Hof zu Hof marschiert. Mir hatten es dieses Mal die Abbildungen des Gekreuzigten besonders angetan. Zu finden an Weggabelungen, an Bäumen, im Wald. Zu finden aber besonders in jeder Stube der wunderbaren alten Bauernhäuser.

In jedem Schlafgemach. Über den Betten. Den Ehebetten. Und in den Zimmern der Mägde und Knechte.

Gedacht habe ich mir: Wie muss damals der Glaube doch Kraft gegeben haben.

Wie muss der Glaube doch ein verbindendes Element gewesen sein.

Wie hat der Glaube doch den Alltag reguliert, strukturiert, mit Sinn versehen.

Heute haben die meisten von uns dieses Regulativ, diesen Halt verloren. Da hat der Islam der christlich abendländlichen Kultur im 21.Jahrhundert etwas voraus, was wir als vergangen abgehakt haben. Zumeist. In urbanen Regionen sicher. Und der Islam schöpft diese Kraft, vor der wir uns heute fürchten, die RechtspopulistInnen verdammen, als Bedrohung begreifen. Ohne freilich eine Gegenphilosophie zu haben.

Aber ich hab mir auch gedacht: Wieviele Zwänge hat das Kruzifix den Menschen auferlegt. Wieviel Angst hat es verbreitet.

Wieviele Schleier hat es über Frauen gelegt, wie heute der Islamismus in seinen radikalen Ausprägungen.

Und ich habe mir gedacht: Wie muss es gewesen sein, sexuelle Lust zu erleben, wenn ein sterbender Mann vom Kreuz herab zusieht.

Und ich habe mir gedacht, wie muss es diesem sterbenden Mann wohl ergangen sein, wenn der Bauer die Bäuerin gegen ihren Willen im Ehebett genommen hat.

Wie muss es ihm ergangen sein, wenn Bauer oder Knecht die Beine der Magd gegen deren Willen geöffnet haben.

Wenn in der guten Stube Alkohol und Gewalt regierten. Zorn. Streit.

Wenn Kinder geschlagen wurden.

Haustiere gequält.

Wie muss es dem sterbenden Mann ergangen sein?

Im Angesicht Jesu Christi. Heimat.

(Im zweiten Halbjahr des Jahres steht das Thema Heimat im Mittelpunkt der Ausstellungs- und Veranstaltungsaktivitäten von :dieRAUM im benachbarten Laufen.)

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Dorfladen

1 Kommentar zu "HEIMAT.ODER IM ANGESICHT JESU CHRISTI."

  1. Ich glaube nicht, dass der Glaube in erster Linie verbindend war, er hat nur Menschen, die oft sonst nichts hatten, Halt gegeben, Halt der nicht mehr als ein Strohhalm war. All das auch quer durch die Religionen. Die katholische Amtskirche hat die Furcht vor dem Obersten dieletzen Jahrhunderte gezielt gefördert und oft auch ausgenützt. Auch das ist nicht nur für den katholischen Glauben typisch. In manchen islamischen Ländern ist es mit der Freiheit, speziell auch der Frauen , nicht sehr weit her, ich denke da an manchen Harem oder auch an die Steinigungen im Iran. Die hängen halt nicht Engel und Co in die Schlafzimmer, sondern schmücken diese Räume ihrem Glauben entsprechend. Ich glaube Probleme gibt es immer dann, wenn Hierarchien ausgelebt werden, früher wie heute. Da ist es dann egal, ob es die Sängerknaben, die Klosterzöglinge oder die Haremsfrauen sind.

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