„Das Thomas-Bernhard-Institut“ der Universität Mozarteum

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Thomas Bernhard wurde am 18.6.1957 an der Akademie für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ die Reifeprüfung am Schauspielseminar „Mit Erfolg“ und „Eignung zur Regieführung“ zuerkannt. Mit einem Festakt wurde am 16.11.2013 das Institut zu Ehren seines „schillerndsten und streitbarsten Absolventen“ umgetauft und nennt sich nun: Thomas-Bernhard-Institut.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

In seinem Namen zu arbeiten, zu studieren und zu forschen, wollen wir als eine Ermutigung auf der Suche nach entschiedenen Haltungen zur Welt, zum Einspruch, zur Lust an der Polemik verstehen. Bernhard hat seine Entscheidung, Schauspiel und Regie zu studieren, einmal als Bewegung „zum Menschen“ beschrieben: „Im Grunde bin ich ja ins Mozarteum gegangen, damit ich mich nicht isolier‘ und nicht vollkommen vor die Hunde geh‘ (…). Das war eine reine Flucht zum Menschen.“ Es ist dieser doppelbödige Humor, der Bernhard auszeichnet, und dem wir gerne verbunden sein wollen. ___STEADY_PAYWALL___

Anlässlich der Namensgebung erarbeiteten Studierende des 3. Jahrgangs Schauspiel unter dem Titel „In der Höhe Rettungsversuch Unsinn“ eine „Stückentwicklung“ aus Texten von Thomas Bernhard. In dieser Performance setzen sich die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler nicht nur mit dessen Theatertexten, sondern auch mit seiner frühen Prosa auseinander. Ludwig Pohl schlüpft in die Rolle des Medizinstudenten aus dem Roman „Frost“, der den Auftrag annimmt, den Kunstmaler Strauch zu beobachten. Bewundernswert, wie er die ausufernden Monologe meistert und den allmählichen Verfall des Malers demonstriert. Vassilissa Reznikoff bringt Szenen aus „In der Höhe Rettungsversuch Unsinn“, einer Notizensammlung von emotionaler Wucht mit fließenden Grenzen zwischen Lyrik und Prosa. Das Werk aus den späten 50er Jahren wurde erst posthum veröffentlicht und gibt Einblicke in die Psyche des jungen Thomas Bernhard. Das trostlose Schicksal der beiden Brüder K. und Walter aus dem Roman „Amras“ bringen Simon Rußig und Alexander Tröger eindrucksvoll auf die Bühne. Zum Abschluss begeistert Elisa Plüss in der Rolle des 8-jährigen Thomas Bernhard, der mit dem Waffenrad seines Onkels versucht, von Traunstein nach Salzburg zu radeln. Diese überaus heitere Episode stammt aus dem biographischen Roman „Ein Kind“.

Maria Moser (Ausstattung) hat den Schauspielern ein für Thomas Bernhard typisches Outfit verpasst: Bundfaltenhose, Hemd und Strickpullover oder Pullunder, die Ähnlichkeiten mit dem großen Dichter sind teilweise verblüffend. Regisseur Michael Kalejaiye hat die einzelnen Szenen gekonnt miteinander in Verbindung gesetzt, er lässt die Schauspieler wie Gespenster hinter einer riesigen weißen Plastikfolie auf ihren großen Auftritt warten.

Amélie Niermeyer, Leiterin der Abteilung, zur Umbenennung des Instituts: „Das Mozarteum steht europa- und weltweit für Musik, daher ist es wichtig, dass wir einen eigenen Namen bekommen, der hervorhebt, dass wir eben keine Musiker, sondern die Schauspiel- und Regieabteilung sind. Vom Max Reinhardt Seminar in Wien über die Otto Falckenberg Schule in München oder die Hochschule Ernst Busch in Berlin – die wichtigen Hochschulen für darstellende Kunst haben alle einen Namenspatron. Das ist gut für eine Schauspielabteilung und an der Universität Mozarteum schon längst überfällig.“

„In der Höhe Rettungsversuch Unsinn“ – Eine Stückentwicklung aus Texten von Thomas Bernhard. Inszenierung: Michael Kalejaiye. Ausstattung: Maria Moser. Mit: Ludwig Hohl, Vassilissa Reznikoff, Simon Rußig, Alexander Tröger, Elisa Plüss.

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