Triumph des Titus am Salzburger Landestheater

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Das Ensemble des Salzburger Landestheaters glänzte bei der Premiere von Mozarts letzter Oper “La Clemenza di Tito”. Dafür gab es lange anhaltenden, verdienten Applaus.

Siegfried_se250Von Siegfried Steinkogler.

Wie schon in der vergangenen Spielzeit in der erfolgreichen Wozzeck-Aufführung führte Amélie Niermeyer Regie. Bei schlichtem Bühnenbild, das zumeist aus einer rotierenden Drehbühne bestand, wurde die Beamtenwelt des bürokratisch bestimmten Antiken Roms fokussiert. Mit Verzicht auf Toga und Tunika und unter Verwendung von zeitgemäßer Kleidung wird eine Zeitlosigkeit der Handlung erreicht.

Der Herrscher, der zu Zeiten der Erstaufführung 1791 noch fraglos einen Absolutheitsanspruch stellte, wird in dieser Neuinszenierung als Geschäftsführer im Business-Look dargestellt, was seine Herrscherwürde natürlich relativierte und der Rolle des Titus sogar eine gewisse Beiläufigkeit verlieh. Mit diesen geforderten Bedingungen für die Titelrolle weiß der Tenor Sergey Romanovsky jedoch bestens umzugehen. Seine Interpretation wirkte stets souverän, ruhig und erhaben. Nur einmal, als der Souverän von der Untreue seines Freundes Sesto erfährt, zeigt jener Emotionen, was die Glaubwürdigkeit der Rolle entschieden förderte.

Die Partien des Sesto und des Annio waren ursprünglich für Kastraten bestimmt und werden üblicherweise mit Mezzo-Sopranistinnen besetzt. Frances Pappas (als Sesto) und Emily Righter (als Annio) konnten überzeugen und sangen sich mit “schmeichelndem Timbre” in die Herzen der Zuhörer.

Schön heraus gearbeitet war der Kontrast zwischen diesen mit Frauen besetzten Männerparts und den “echten” Frauenrollen: Vitellia wurde als Rädelsführerin des Komplotts gegen Kaiser Titus von Anna Maria Niedbala treffsicher mit “krimineller Energie” verkörpert, während Laura Nicorescu (als Servilia; Schwester des Sesto und Geliebte des Annio) einmal mehr mit ihren Arien für gesangliche Höhepunkte sorgte.

Oper in Rekordzeit

Das Wenige, das wir über die Entstehung von “La Clemenza di Tito” wissen, ist interessant genug. Kein anderer als Wolfgang Amadeus Mozart konnte den Auftrag übernehmen, in weniger als zwei Monaten eine neue Opera Seria für die Krönung Leopolds II. am Prager Hof zu komponieren. Caterino Mazzolà fertigte das Libretto nach Mozarts Vorstellungen, wobei er eine längst etablierte Vorlage Pietro Metastasios benutzte. Unübersehbar waren die volksnahen, aufklärerischen Tendenzen, die wohl einen Erfolg der Uraufführung am 6. September des Jahres 1791 in Prag verhinderten. Noch schlimmer: die Kaiserin soll die Oper sogar eine “porcheria tedesca” (deutsche Schweinerei) geschimpft haben, wobei für immer und ewig unklar bleiben wird, was sie damit meinte…
Nichtsdestotrotz wurde die Oper schon 1792, nur Monate nach Mozarts Tod, in Wien gegeben und avancierte in wenigen Jahren (zusammen mit der Zauberflöte) zu dessen am meisten gespielter Oper, was sich erst im 20. Jahrhundert wieder ändern sollte.

Komisches Element in der Opera Seria

Hatten schon Mozart und sein Textdichter Ablauf und Ernsthaftigkeit der bestehenden Tradition der Opera Seria beschnitten, so wurde in der Salzburger Neuinszenierung bewusst mit dem komischen Element kokettiert. Die dadurch erreichte Vermischung der Gattungen trug wesentlich zum Erfolg der Aufführung bei. Die nuancenreiche Musik, vom Mozarteumorchester Salzburg unter der souveränen Leitung von Leo Hussain durchwegs stilsicher interpretiert, fügte sich bestens in diese neue Deutung des an sich ernsten Opernstoffes.

La Clemenza di Tito | Opera seria von Wolfgang Amadeus Mozart | In italienischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln | Premiere im Salzburger Landestheater am 4. 5. 2014 | Musikalische Leitung Leo Hussain | Inszenierung: Amélie Niermeyer | Bühne: Stefanie Seitz | Kostüme: Kirsten Dephoff | Choreinstu­dierung: Stefan Müller | Dramaturgie: Andreas Gergen | Dramaturgische Mitarbeit: Christian Carlstedt | Besetzung: Tito Vespasian – Sergey Romanovsky, Vitellia – Anna Maria Niedbala, Servilia – Laura Nicorescu, Sesto – Frances Pappas, Annio – Emily Righter, Publio – Graeme Danby | Fotos: © Christina Canaval/ SLT

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