Glaube, Liebe, Hoffnung. Ödön von Horvath. Schauspielhaus Salzburg

© Alle Fotos: Eva-Maria Griese, Schauspielhaus

Ulrike Guggenberger. Zu Beginn der Aufführung betrachtet sich „das Fräulein“ in einem vorbei fließenden Wasser und macht sich hübsch. Gegen Ende der Aufführung wassern darin weiße Chrysanthemen. Des Fräuleins – trotz widriger Umstände aufrechter – Lebensmut wird zu Grabe getragen.

Ödön von Horvaths sozialkritische Tragödie zeichnet keine willenlose, resignierende, sich ans Schicksal ausliefernde Frauensperson, sondern eine, die sich klug zur Wehr setzt, aber gegen die Übermacht von Dummheit, Konvention und Vorurteil keine Chance hat.

Das Fräulein, mit bürgerlichem Namen Elisabeth, will dem anatomischen Institut (Prosektur) ihren Körper nach ihrem Tod für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stellen. Dafür kann man 150 Mark kassieren, hat sie irgendwo gehört. Die Zeiten sind schlecht, man muss schauen, wo man bleibt.

Elisabeth gerät an den Präparator, der davon nichts weiß, ihr in seinem Sinne weiterhilft und sie damit aber in neue, größere Schwierigkeiten hineinmanövriert. Schließlich findet sie sich in einem Teufelskreis, wo jeder Schritt sie weiter ins Unglück hineinschlittern lässt.

Ödön von Horvaths Charaktere, der schwammige Präparator, die eiskalte Geschäftsfrau, die hilflose Frau des Amtsgerichtsrats, den seine Vorschriften übererfüllenden Polizisten.

Sie alle stecken selbst in der Daumenschraube des sich Ernähren Müssens, was aber ihre feige Haltung nicht unbedingt entschuldigt. Wie von unsichtbaren Fäden dirigiert hängen sie an ihren von der Gesellschaft verpassten Rollen.

Auf der im vollen Raumausmaß ausgedehnten, großzügigen, in weiß gehaltenen Bühne sind lediglich, mit wechselndem Standort, fünf Bänke verteilt. Wie in einer Diaschau wechseln kurze Spielszenen mit Dunkelphasen. Die Menschen begegnen einander paarweise, stehen isoliert im Raum, finden sich selten zur Gruppe.

Sarah Jeanne Babits als Fräulein spielt eine junge Frau, die, wie sie einmal energisch überzeugt sagt, „sich nicht abhängig machen will“ in selbstbewusster, authentisch wirkender Manier. Ihr Spiel ist begleitet vom approbierten Können der Kolleginnen und Kollegen. Eine klare, aufs Notwendige konzentrierte Regie gibt der Aufführung den sicheren Rahmen den sie braucht, um sich auf Inhalt und Gehalt konzentrieren zu können.

Ödon von Horvath, 1901 im damaligen Fiume geboren, gilt als sozialpolitischer Autor, der seine Stücke bei den kleine Leuten ansiedelt und seinen Protagonisten einen etwas gespreizten – einen die Gebücktheit vor der Obrigkeit bloßlegende Sprachduktus in den Mund legt: „Erlauben gefälligst, dass ich Ihnen noch ein Stückchen begleite?“.

„Irgendwo, irgendwann, irgendwie“ muss doch das Glück zu finden sein. Elisabeth hat es tapfer bis zuletzt finden wollen und ist doch daran zugrunde gegangen.

Ödön von Horvath – Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz / PREMIERE: 22. FEBER 2009 / SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / Mit: Sarah Jeanne Babits, Florian Eisner, Marcus Marotte, Volker Wahl, Oliver Hildebrandt, Maximilian Pfnür, Elke Hartmann, Constanze Passin, Ute Hamm, Georg Reiter, Philipp Leenders / Regie: Mona Kraushaar

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