Einmal Hund, immer Hund. Sonja Schiff.

FRAUmitHUND
Die Geschichten

Von Rochus Gratzfeld, Salzburg und Sarród

Einmal Hund, immer Hund. Sonja Schiff.

„Meinen ersten Hund habe ich mit 15 angeschleppt. Er hieß Pablo, war kohlrabenschwarz und der Hund des Knaben, in den ich grad verliebt war. Er suchte einen neuen Besitzer für seinen Hund. Und ich wollte diese große Aufgabe unbedingt übernehmen. Meine Mutter sah das dann leider ganz anders. Also musste ich den Hund, begleitet von tausenden Tränen, wieder zurückgeben.

Aber ich schwor mir damals: Wenn ich erwachsen bin, habe ich einen Hund. An diesen Eid erinnerte ich mich im Alter von 33 Jahren. Ich hatte gerade eine Scheidung hinter mich gebracht und erfahren, dass ich nie Kinder haben werde. Es war eine Lebensphase mit viel Traurigkeit. Im Nachhinein denke ich mir damals bin ich stetig an der Grenze zur Depression dahingewandelt. Alle Energie ging in die Arbeit, danach war ich leer und verkroch mich zu Hause in meiner Höhle. Monatelang. Irgendwann in dieser Zeit kam mir der Gedanke, dass ich etwas brauchte um meinen “Kümmertrieb” auszuleben, etwas was ich umsorgen konnte. Da erinnerte ich mich an den Eid. Ein Hund!

Othello hat mir die Welt da draußen ganz neu gezeigt, er hat mich auf meinen vielen Reisen als Single begleitet und er hat mir beigebracht, dass Spaziergänge bei Sturm, Regen und Schneesturm einfach wunderbar sein können.

Okay, er hat auch mein beiges, sauteures Ledersofa zerstört, und zwar noch am Tag der Lieferung. Außerdem hat er jede Rückbank meiner Autos zerfetzt und so manche Lieblingsschuhe. Er hasste es alleine gelassen zu werden! Abgrundtief und zerstörerisch.

Seit Othellos Tod im Jahr 2013 begleiten mich zwei wilde Hundemädels. Nutella und Girly, Dobermannmix und Schäfermix, beide aus dem Tierschutz. Beides keine einfachen Hunde, die eine ursprünglich ein sehr ängstlicher Hund—heute eine liebevolle und jederzeit verlässliche Wächterin, die andere ein ehemaliger Straßenhund mit viel Misstrauen und noch mehr Kampfgeist. Aber wir haben uns zusammengerauft und werden Tag für Tag zu einem besseren Team.

Ich denke an die alte Dame, etwa 85 Jahre alt, der ich jeden Morgen beim ersten Gassigang begegne. Sie hat mir erst kürzlich erklärt, wie schwer es ihr aufgrund von Schmerzen fällt, morgens aufzustehen. Aber ihr kleiner Hund braucht sie und so rafft sie sich auf und bleibt dadurch mobil. Oder eine andere alte Dame, sie ist etwa 80, die gerade wieder zwei alte Hunde aus dem Tierheim geholt hat. Auch sie leicht gehbeeinträchtigt. Und trotzdem, dreimal täglich zieht sie mit den Hunden los. Ich werde daher wohl auch irgendwann so eine alte Frau sein. Werde kaum mehr laufen können, aber mich zwingen, rauszugehen, für meinen Hund oder meine Hunde. Sollte ich einmal in einem Seniorenheim wohnen müssen, dann bitte in einem, in dem auch Hunde einen fixen Platz haben! Da fällt mir ein, vielleicht sollte ich ja irgendwann so einen richtig hundefreundlichen Alterslebensplatz für mich und andere gründen?

Die Bilder sind noch bis Ende April 2017 während der Sprechstunden in der Tierarztpraxis Lamprechtshausen zu sehen.

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