Tracht – Von der aufgetragenen Speise zur landestypischen Kleidung

Salzburger Spezialtracht für Radler

Salzburger Spezialtracht für Radler | Alle Fotos: Karl Traintinger, Dorfbild

Das Wort Tracht bezeichnete ursprünglich Speisen, die bei Tisch aufgetragen wurden. Die Bedeutung „landestypische Kleidung“ entstand erst im 19. Jahrhundert.

Michaela Essler

Von Michaela Essler

Das Wort Tracht findet sich seit dem 9. Jahrhundert, leitet sich von der Tätigkeitsbezeichnung tragen ab und hatte ursprünglich die allgemeine Bedeutung „das Tragen, das Getragen werden, was getragen wird“. Das althochdeutsche Wort trachta bezeichnete hauptsächlich die Speisen und Gerichte, die bei Tisch aufgetragen wurden. Mit dieser Bedeutung war Tracht noch bis ins 16. Jahrhundert in Verwendung. So bedeutete eine Tracht machen „eine Speise machen“ oder eine Tracht verdauen „eine Speise verdauen“.

Das Wort findet sich aber auch in verschiedenen Zusammensetzungen, die das Tragen von Gegenständen bezeichnen, wie beispielsweise althochdeutsch krûzitraht „das Kreuztragen“ als Bezeichnung für das Herumtragen des Kreuzes bei Prozessionen. Das Wort Kreuztracht war im Einzugsgebiet von Salzach und Inn noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, allerdings mit der abgewandelten Bedeutung „Kirchenspiel“. Ende des Mittelalters findet sich im Innviertel das Wort Kirchtracht oder Kirchgeträcht für Brot, Fleisch und Eier, die bei besonderen Anlässen als Gaben in die Kirche getragen wurden. Im späteren Mittelalter sind auch die Worte Gottestracht für das Herumtragen von Gottesbildern, Heiligentracht für das Herumtragen von Heiligenbildern oder Kerzentracht für das Herumtragen von Kerzen belegt.

Ab dem 12. Jahrhundert begegnet vereinzelt das Wort kinttraht „das Tragen eines Kindes; Schwangerschaft“, das in der Hochsprache nur we…

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