Julia Heinecke: Land unter Schnee

Julia Heinecke | Foto: Gmeiner © R. Mueller

Julia Heinecke | Foto: Gmeiner © R. Mueller

Julia Heinecke / Land unter Schnee

Autorin: Julia Heinecke
Titel: Land unter Schnee – Roman
ISBN: 978-3-8392-7406-4
Verlag: Gmeiner Verlag GmbH
Erschienen: 22.09.2022

Klappentext:

Schleswig-Holstein, Ende Dezember 1978: In einem nie da gewesenen Schneesturm bleiben Autos liegen, fallen Strom, Telefon und Heizung aus. Während sich der Arzt Dr. Hans Fink im Schneetreiben zu Fuß aufmacht, um seiner Mitarbeiterin bei der Geburt ihres Kindes beizustehen, werden seine Schwägerin Sibylle und ihr Mann Thomas hilflos in ihrem Auto eingeschneit.

Der Rentner Moretzka fragt sich, wie er jetzt an Alkohol kommen soll. Und auf dem Truelsenhof wird verzweifelt um das Leben des Viehs gekämpft.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Im Norden Deutschlands steht zum Jahreswechsel 1978/79 die Welt still, als ein tagelanger Schneesturm tobt. Es ist die Zeit des beginnenden Wohlstandes, in der sich viele Menschen von moderner Technik abhängig gemacht haben. Sie brauchen Strom für das Füttern ihrer Tiere, zum Kochen und Heizen. Plötzlich geht nichts mehr: Keine Schneeräumung, kein Helikopterflug, keine Telefonverbindung, kein warmes Essen.

Die Autorin weckt durch fiktive Schicksale die Erinnerung an das reale Schneechaos im Dezember 1978. Damals versank ein Teil Deutschlands und auch Dänemark im Schnee.

Der Landarzt Hans Fink kann mit Batterien sein Nottelefon einige Zeit aufrechterhalten. Gerade noch rechtzeitig erhält er den Notruf seiner hochschwangeren Arzthelferin. Er macht sich zu Fuß auf den Weg durch den tiefen Schnee. Die Orientierung ist fast unmöglich, und er landet woanders als geplant. Mithilfe der Nachbarn wird er zur werdenden Mutter gelotst. Er kommt gerade noch rechtzeitig, um das kleine, falsch liegende Kind unter widrigsten Umständen zu retten.

Einige Menschen erfrieren, weil ihre Vorräte erschöpft sind und sie sich auf den Weg machen müssen. Andere werden im Auto vom Schneesturm überrascht und kämpfen ums Überleben, völlig isoliert und eingeschlossen.

Die Autorin rekonstruiert anhand von archivierten Wetterberichten und Nachrichten die realen Hintergründe. Fiktive Personen erleben Schicksale, die sich so oder ähnlich tatsächlich abgespielt haben könnten.

Heinecke beschreibt einfühlsam den Zusammenhalt der Menschen und deren Kreativität in dieser außergewöhnlichen Situation. In Gefahrensituationen wie dieser zeigt sich der Mensch von seiner sozialsten Seite. Er sorgt aufrichtig für seine Mitmenschen, die in Not geraten sind.

Nach dem Lesen habe ich mich gefragt, warum wir Menschen oft erst an unsere Grenzen gebracht werden müssen, um anderen uneigennützig zu helfen.

Ein liebenswerter, aber auch dramatischer Roman über Naturphänomene, die uns an die Grenzen unserer Existenz bringen. Solche Ereignisse hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben.

Ich erinnere mich an den Winter 78/79 als sehr schneereich, aber das Chaos wie im Norden blieb uns erspart. Trotzdem frage ich mich: Könnte es nicht jederzeit auch bei uns wieder passieren? Und wie würde es heute aussehen, mit unserer noch größeren Abhängigkeit von moderner Technik, die dann nicht verfügbar wäre?


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