„Wer nicht schweigen kann zur rechten Zeit, ist selber schuld, wenn er übrig bleibt.“ Zwei Stunden lang versucht Andrea Händler davon zu überzeugen, dass es oft besser im Leben sei, den Mund zu halten. Sie selbst ist ja nicht gerade für ihre Zurückhaltung und Schweigsamkeit bekannt und so dürfen wir teilhaben an all den Pleiten, Pech und Pannen, die ihr im Laufe der Zeit mit den Herren der Schöpfung passiert sind, weil sie eben oftmals schneller redet als denkt. Auch ein äußerst kostspieliges Schweige-Seminar hat nicht den versprochenen Erfolg gebracht.
Einen überdimensionalen Hochzeitsschleier im Haar („ich seh aus wie eine aus dem Irrenhaus geflohene Fee“) begrüßt „die Händler“ das Publikum und erzählt von ihrem letzten Missgeschick. Noch bevor ihr ihr derzeitiger Partner, Fritz Schrott, einen Antrag machen konnte, hatte sie schon den Termin für die Hochzeit fixiert und 130 Leute eingeladen, das musste ja schiefgehen. Aber vielleicht war es ja gut so, denn rein namenstechnisch wäre die Verbindung nicht optimal gewesen: Andrea Schrott-Händler.
In kurzweiligen szenischen Rückblenden dürfen wir Andrea Händler als „Schlachtenbummlerin am Jakobsweg der Liebe“ begleiten und treffen dabei nicht nur auf diverse traurige Männergestalten, sondern auch auf ihre beste Ex-Freundin Elfi, eine Esoterik-Tante, die versucht, mit Ausräucherungspartys und Voodoo-Zauber zu helfen. Ein altes Navigationssystem, ein „12-Volt-Plastiktherapeut“ mit der Stimme Alfred Dorfers, lenkt sie nicht gerade zielsicher durch ihre wilden Jahre und so lernen wir neben dem zwar seriösen, aber sterbenslangweiligen Erwin auch diverse „geistige Tiefflieger, charakterliche Nichtschwimmer und emotionale Analphabeten“ kennen. Zur Illustration besonders denkwürdiger Beziehungsszenen werden sogar Handpuppen eingesetzt. Doch nicht nur die Männerwelt wird gnadenlos durchleuchtet, Andrea Händler macht auch vor sich selbst nicht Halt, denn das Leben ist leider eine einzige Abschiedstour. Drehten sich früher die Gespräche um Erotik und Männer, so geht es heute mehr um Bandscheibenprobleme und Rückenschulung für Semi-Senioren, auch Gartenarbeit als „Disco für Midlife-Crisler“ steht hoch im Kurs.
Nach einer vergnüglichen Fahrt durch Händlers „persönliches Museum der Schmerzen“ hat sie uns davon überzeugt, dass der schönste Tag im Leben einer Frau nicht unbedingt der Hochzeitstag sein muss, auch wenn unsere Eltern und Großeltern noch davon überzeugt gewesen sind. Der Abend bringt auch jede Menge weise Tipps für das weibliche Geschlecht: „Frage einen Mann nie, ob er Dich liebt! Der Mann an sich findet nämlich, dass seine pure Anwesenheit Liebesbeweis genug ist.“
Ein unterhaltsamer Abend über weibliche und männliche Defizite, eine Mischung aus selbstironischen Reflexionen und unterhaltsamen Szenen aus dem Leben einer Mittvierzigerin, das Publikum im ausverkauften Oval war begeistert.
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