Elisabeth Pichler. Noch ist die Bühne eine grüne Wiese, als uns ein Mann von seiner Kindheit erzählt. Bereits mit sechs Jahren musste er seine Karriere als Maler aufgeben, weil die Erwachsenen seine Zeichnungen einfach nicht verstanden, so wurde er stattdessen Flieger. Nach einer Notlandung in der afrikanischen Wüste verschwinden die grünen Tücher, und golden glänzender Wüstensand bedeckt die Bühne. Während der Pilot nun versucht, sein Flugzeug zu reparieren, bekommt er seltsamen Besuch. Ein kleiner Prinz, der von einem ganz kleinen Planeten stammt, erzählt ihm von seiner Reise durchs Universum, auf der er den merkwürdigsten Menschen, eigentlich Karikaturen der Erwachsenenwelt, begegnet sei: dem einsamen, aber herrschsüchtigen König; dem Eitlen, der nur bewundert werden will; dem Trinker, der trinkt, um zu vergessen, dass er sich fürs Trinken schämt; dem materialistischen Geschäftsmann; den Laternenanzünder, der nur nach sinnlosen Vorschrift handelt. Ein Geograf habe ihm schließlich den guten Rat gegeben, es doch einmal auf der Erde zu versuchen, die habe einen ganz passablen Ruf. Erst hier trifft der kleine Prinz auf den Fuchs, der ihm die wohl bekanntesten Worte des Stückes zuflüstert: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist nur für die Augen unsichtbar.“
Mit ihren „weizenblonden“ Wuschelhaaren verzaubert Shantia Ullman als entzückender kleiner Prinz nicht nur den Flieger, sondern auch das Publikum. Sie wirkt so authentisch, dass man teilweise den Übergang von der lebenden Person zur Marionette fast nicht bemerkt. Gegen Ende darf sie ihren Doppelgänger selbst in die Hand nehmen und es gelingt ihr so perfekt, als wäre sie eine professionelle Puppenspielerin. Christoph Wieschke hat nicht nur den Part des Fliegers über, er leiht auch sämtlichen Figuren, die im Stück vorkommen, seine Stimme, von den seltsamen Bewohnern der Planeten bis hin zur Rose und der zischenden Schlange. Er ändert dabei immer wieder seine Stimmlage, sodass man glauben könnte, da wären viele Synchronsprecher am Werk, eine bewundernswerte, erstaunliche Leistung. Beeindruckend sind natürlich auch die phantasievollen Marionetten wie der König, dessen Hermelinmantel seinen ganzen kleinen Planeten umhüllt, der armselige Trinker auf seinem Ringelspiel und natürlich der entzückende kleine Fuchs. Anne-Lise Droin und Elfriede Grill bedienen diese Figuren und hauchen ihnen Leben ein. Diese märchenhafte Inszenierung (Astrid Großgasteiger) und die liebevolle, fantasievolle Ausstattung (Susanne Leitner) verzaubern das Publikum.
„Der kleine Prinz“, diese wunderschöne Geschichte über Freundschaft und Menschlichkeit, ist für Kinder ein Märchen, doch für Erwachsene ist dieses zeitlose Meisterwerk der Literatur wohl mehr eine Zivilisationskritik und regt mit seinen vielen Sinnsprüchen und geballten Lebensweisheiten zum Nachdenken an. „Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.“
„Der kleine Prinz“ – Antoine de Saint-Exupéry, eine Koproduktion von Salzburger Marionettentheater und Salzburger Landestheater, ab 6 Jahren / Inszenierung: Astrid Großgasteiger / Ausstattung: Susanne Leitner / Dramaturgie: Angela Beyerlein / Mit: Shantia Ullmann und Christoph Wieschke, Elfriede Grill und Anne-Lise Droin / Fotos: Jürgen Frahm
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