Die Plainburger Theaterwerkstatt überrascht in ihrer 29. Spielzeit mit einer skurrilen Komödie des österreichischen Autors Heinz Rudolf Unger. Schauplatz ist eine psychiatrische Privatklinik, in welcher Professor Dr. Anselm Fasching seine Patienten mittels der von ihm entwickelten Kreativitätstheorie zu heilen versucht.
Von Elisabeth Pichler.
Zu den Klängen des Gefangenenchors aus Nabucco marschieren die armen Irren ein: die schwer depressive Augustine, der verhaltensgestörte Franz sowie die angeblich paranoide Marie. Der Arzt versucht, seine Schäfchen zu motivieren: „Bei uns gibt es keinen Zwang, lasst es nur heraussprudeln!“ Doch Franz mag nicht mehr zeichnen, Augustine findet keine Reime für ihre Gedichte und Marie fühlt sich sowieso fehl am Platz und sticken mag sie schon gar nicht. Rebellion wird jedoch im Keim erstickt, die resolute Oberschwester Helma droht ständig mit der Beruhigungsspritze. Als die Reporterin Nimmerlein erscheint, überredet sie der Herr Professor zu einem Rollenspiel. Die Patienten sind begeistert, Franz schnappt sich Mantel, Brille und Toupet des Arztes, Augustine greift nach dem Mikrofon der Reporterin und Marie schlüpft in die Rolle der Krankenschwester. Doch dieses Therapiekonzept gerät völlig außer Kontrolle, denn den Patienten gelingt die Identifikation mit ihren neuen Rollen so hervorragend, dass niemand den Tausch bemerkt. Warum sollten sie also ihre wiedergewonnene Freiheit aufgeben? Selbst Maries Ehegatte, ein windiger Architekt, und zwei etwas beschränkte Polizisten lassen sich täuschen. Das Chaos ist perfekt.
Es folgt ein groteskes Verwechslungsspiel, dem man kaum zu folgen vermag. Ständig wechseln die Rollen und das wahre Ich verschwindet hinter den verschiedenen Masken, die Akteure stellen fest: „jede Maske passt auf jedes Gesicht“. Das spielfreudige Ensemble zeigt sich ungemein wandlungsfähig, so wird etwa aus der depressiven Patientin mit veränderter Mimik, Gestik und Sprache, erst eine rasende Reporterin und schließlich eine humorlose Polizistin. Ein großes Lob an alle Mitwirkenden. Beachtlich auch das Bühnenbild, denn das Sanatorium lässt sich mit ein paar Handgriffen in den modernen Salon einer Nobelvilla verwandeln.
Ein äußerst unterhaltsamer Theaterabend voll Verwechslungen, Irritationen, Wortwitz und Situationskomik. Resümee: Machen Sie einen großen Bogen um psychiatrische Kliniken, denn „ man kommt ganz leicht hinein aber nur schwer wieder heraus“.
„Die Straße der Masken“ von Heinz Rudolf Unger. Eine skurril humoreske Parabel über Sein und Schein, Lüge und Wahrheit. Regie: Daniela Meschtscherjakov. Ausstattung: J.Zellerhoff, Fa.Scheucher. Kostüm/Maske: Elisabeth Isak, Kulisse: Bärbel Walther, J.Zellerhoff. Intendanz, Produktion, PR: Dr. Norbert Wurster. Mit: Helmut Basler, Veronika Göttl, Hubert Thomas Haderer, Claudia Hölzl, Brigitte Hofmann-Koidl, Peter Kaufmann, Herbert Maderthaner, Brigitte Voggenberger-Göttl, Eric Voggenberger, Sigrun Wagner, Bärbel Walther. Foto: Plainburger Theaterwerkstatt
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