René Braun, Mozarteum-Student der Abteilung Schauspiel und Regie, hat für seine Diplominszenierung einen Einakter des schwedischen Schriftstellers August Strindberg (1849-1912) gewählt. Als dieses Mini-Drama verfasst wurde, lebte der Dichter – er war drei Mal verheiratet – gerade in Scheidung und so schöpft er, wie in den meisten seiner Werke, aus seiner wunden Seele.
Von Elisabeth Pichler.
Dolf und Tekla verbringen ihren Urlaub zwar in einem etwas heruntergekommenen Hotel, doch ihr Liebesglück scheint perfekt. Wie Kinder spielen und tollen sie herum, er der Künstler barfuß im Morgenmantel, sie seine geliebte Muse fein herausgeputzt. Dolf freundet sich mit einem ernsten, sehr überlegen wirkenden Geschäftsmann an und erzählt diesem voll Begeisterung von seiner wunderbaren Gattin. Er ahnt nicht, dass dieser Gustaf sein Vorgänger ist. Dieser schafft es, Zweifel zu säen und Dolf schließlich davon zu überzeugen, dass er von Tekla nur benutzt wurde, um ihre Unabhängigkeit abzusichern. Es stellt sich heraus, dass beide Männer „Gläubiger“ der Frau sind, die von deren seelischem und gesellschaftlichem Kapital lebt.
Johannes Lange überzeugt als nervöser, sehr emotionaler Künstler, der von allen manipuliert wird, nicht nur von dem Fremden, sondern vor allem von seiner Gattin. Theresa Palfi wirkt in der Rolle der Tekla gefährlich wie eine Schlange. Sie spielt mit ihrem Gatten nach Lust und Laune und versucht dies auch bei ihrem Ex-Mann. Paul Schaeffer spielt als betrogener Ex-Mann seinen perfiden Racheplan exakt durch und ist immun gegen ihre Verführungskünste. Das Drama über das Scheitern einer Ehe endet tragisch, da kann auch der Feuerlöscher, der zum Einsatz bereit mitten auf der Bühne hängt, nicht mehr helfen. „Kunst, Liebe, Glaube, Hoffnung, alles liegt in Schutt und Asche.“
Das junge Team überzeugt mit diesem intensiven Kammerspiel, das zeitlose Eheprobleme abhandelt: Eifersucht, Misstrauen und die Angst vor Einsamkeit. August Strindberg, geprägt von seiner psychotischen Veranlagung und den gescheiterten Ehen, war Spezialist für diese Themen, doch er spendet Trost: „Das Leiden läutert uns, der Schmerz veredelt uns.“
„Gläubiger“ – von August Strindberg. Deutsch von Heiner Gimmler. Regie, Bühne, Kostüme: René Braun, Musik: Hans-Jörn Brandenburg, Dramaturgie: Michael Raab. Mit: Johannes Lange, Theresa Palfi, Paul Schaeffer. Foto-Copyright: Universität Mozarteum/Christian Schneider
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