„Goethe & Schiller – Best Of”

Elisabeth Pichler. Da die deutschen Klassiker vom Aussterben bedroht sind, will Herr Ministerialrat Mausz eine Bildungsoffensive starten und die bekanntesten Werke der beiden großen Dichter „gerafft und leicht konsumierbar“ dem Publikum nahe bringen. Da kurz vor der Premiere der Hauptdarsteller ausfällt, springt er selbst ein, um die Aufführung zu retten. Das Publikum darf einer Probe mit Frau Brettwolf beiwohnen, die das Stück am liebsten abgesagt hätte.

KlaDeWe (Klassisch Deutsches Welttheater) steht am Programm und man beginnt mit einer Kurzversion von Schillers „Räubern“, in der alles drin ist: der böse, intrigante Franz, der alte, senile Vater, die unschuldige Amalie und natürlich Karl, der Räuber. So klar und verständlich und vor allem so komisch hat man dieses Stück sicherlich noch nie erlebt. Doch Herr Mausz nimmt die Sache sehr ernst, denn um die ganze Tragik des Dramas wirken zu lassen, muss nach jedem Stück eine Schweigeminute eingelegt werden.

Da nur zwei Schauspieler zur Verfügung stehen, wird auch das Publikum zum Mitspielen „eingeladen“, denn schließlich benötigt der „Götz von Berlichingen“ 100 handelnde Personen auf 50 verschiedenen Schauplätzen. „Kabale und Liebe“, „Faust“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“ – sie alle werden ruck, zuck abgespult und zwischendurch gibt es passende Moritaten und Bänkellieder. Bei „Wilhelm Tell“ scheiden sich die Geister, Frau Brettwolf findet das Stück altmodisch – oder will sie sich nur vor dem „Apfelschuss“ drücken?

Die Kurzversionen der großen deutschen Dramen sind ein einziges Vergnügen. Peter Blaikner brilliert nicht nur als Bösewicht und Intrigant, er überzeugt auch als emanzipierte Maria Stuart, die statt eines schottischen Akzents reinstes Pinzgauerisch spricht und immer wieder fordert: „Lisl, los mi ham geh.“ Auch Judith Brandstätter zeigt sich überaus wandlungsfähig, die beiden sind ein großartiges Team.

Ein überaus unterhaltsamer Abend, der auf amüsante Weise eingefrorenes Schulwissen wieder auftaut und einen ganz neuen komödiantischen Blick auf die leicht verstaubten, großen Klassiker wirft. Vergnügen pur!

„Goethe & Schiller – best of“, Komödie von Peter Blaikner / Regie: Wolfgang Schröter / Musik: Cosi M.Goehlert, Peter Blaikner / Ausstattung: Susanne Thanhofer / Mit: Judith Brandstätter und Peter Blaikner / Fotos: Kleines Theater


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