Im Schauspielhaus Salzburg stehen derzeit Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Plainstraße und der Neuen Mittelschule Haydnstraße im Rahmen der bundesweiten Theaterinitiative Macht/schule/theater auf der Bühne. In einem packenden Stationendrama erleben drei jugendliche Ausreißer Ablehnung, Vorurteile, falsche Hoffnungen, Versuchungen und Gewalt.
Von Elisabeth Pichler.
Verlangt die Gesellschaft wirklich zu viel von den Jugendlichen? Im Chor beschweren sie sich, sie sollten alle möglichst schön sein, brav sein, besser sein und lernen, lernen, lernen. Güney, Shaen und Kuzey beschließen auszubrechen. Sie wollen nur weg von zuhause, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen. Güneys Eltern haben zwar genügend Geld, doch ihren Sohn nehmen sie kaum zur Kenntnis, am liebsten würden sie ihn in ein Internat abschieben. Auch Shaen fühlt sich ungeliebt, sie macht sich auf die Suche nach Erfolg und Anerkennung. Am schlimmsten hat es Kuzey erwischt, er will seinem trinkenden, prügelnden Vater entkommen, hat jedoch ein schlechtes Gewissen wegen seiner Mutter und seiner Geschwister. Bis sich die drei kennenlernen, machen sie niederschmetternde Erfahrungen. Dem feinen Pinkel wird im Park sein Rucksack gestohlen, Shaens Casting-Versuch erweist sich als Reinfall und hinter Kuzey ist die Polizei her, seit er sich in einem Kaufhaus etwas zu essen organisiert hat. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, doch ihre ständigen Begleiter sind Verzweiflung, Unsicherheit, Angst und Einsamkeit. Werden sie den Traum vom selbstbestimmten Leben aufgeben müssen?
Vor Beginn der Vorstellung fordert ein Lehrer vom Publikum – durchwegs Mitschüler – Respekt für die Leistungen auf der Bühne. Vereinzeltes Gelächter legt sich bald, denn die intensive Geschichte geht allen unter die Haut. Live-Musik, Rap Einlagen, eine Casting-Performance und zwei tollpatschige Polizisten sorgen für beste Stimmung und lockern die tragische Problematik etwas auf.
Der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit nicht deutscher Muttersprache beträgt in der Hauptschule Plainstraße fast 90%. Umso beachtlicher das gelungene, zu Recht bejubelte Ergebnis: ein Theaterstück von Jugendlichen für Jugendliche über Probleme und Vorurteile, mit denen sie ständig konfrontiert werden. Neben Daniela Meschtscherjakov und Christoph Batscheider, die für das Konzept verantwortlich zeichnen, wurden auch Lehrkräfte der an dem Projekt beteiligten Schulen (Ingrid Taxacher, Susanne Ensmann und Hans-Peter Sandner) in den Arbeitsprozess eingebunden. Macht/schule/theater erweist sich auch heuer wieder als sinnvolle, nachhaltige Theaterinitiative. Großes Lob an alle Beteiligten.
„Ich geh (meinen) Weg“ – Ein Theaterprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Neuen Mittelschule Haydnstraße und der Hauptschule Plainstraße im Rahmen von Macht/schule/theater. Schauspielhaus Salzburg. Regie: Daniela Meschtscherjakov. Konzept: Daniela Meschtscherjakov & Christoph Batscheider. Musik: Fabio Buccafusco. Ausstattung: Tobias Kreft: Lehrkörper: Ingrid Taxacher, Suanne Ensmann, Hans-Peter Sandner. Fotos: Tobias Kreft.
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