Hildegard Starlinger begrüßt das Publikum zu einer Aufführung, die als Experiment gedacht ist. Hörbehinderte und hörende Schauspieler begleiten als Chor die tragische Geschichte von König Ödipus, mit dem es die Götter nicht gut meinten. Hat er doch, ohne es zu wissen, seinen eigenen Vater ermordet und seine Mutter geheiratet.
Das äußerst informative Programmheft enthält neben einer sehr detaillierten Inhaltsangabe auch Fotos mit Erklärungen der Gebärdensprache. Am Ende des Stücks haben alle hörenden Besucher einiges dazugelernt, die Zeichen für König, Königin, Kreon, Bote und Sphinx sollte eigentlich nun jeder beherrschen, denn der Chor wiederholt sie oft und eindrucksvoll.
Die Hauptrollen sind mit hörenden und natürlich auch sprechenden Schauspielern besetzt, doch wie es in den griechischen Tragödien üblich ist, spielt der Chor, die Stimme des Volkes, eine absolut tragende Rolle. Die Verbindung von gesprochenem Text und Gebärdensprache hat etwas Faszinierendes, geradezu Tänzerisches und wirke wie eine großartige Choreographie, denn die kombinierten Zeichen werden zwar vor allem mit den Händen gebildet, doch stets in Verbindung mit Mimik, Mundbild (lautlos gesprochene Wörter) und Körperhaltung. Die hörbehinderten Schauspieler sind so gut eingebunden, dass sie von den hörenden bzw. sprechenden kaum zu unterscheiden sind.
Hildegard Starlinger begrüßt das Publikum zu einer Aufführung, die als Experiment gedacht ist. Hörbehinderte und hörende Schauspieler begleiten als Chor die tragische Geschichte von König Ödipus, mit dem es die Götter nicht gut meinten. Hat er doch, ohne es zu wissen, seinen eigenen Vater ermordet und seine Mutter geheiratet.
Thorsten Hermentin, der schon während seiner Zeit am Salzburger Landestheater in vielen bedeutenden Rollen überzeugen konnte, begeistert als Mitleid erregender König Ödipus, der lange die Wahrheit zu verdrängen sucht, doch „keiner gewinnt gegen die Götter“. Gerda Gratzer ist eine würdige Königin, Hildegard Starlinger der besonnene blinde Seher Tiresias. Gerard Es muss als König Kreon gegen den Verdacht ankämpfen, er selbst habe König Laios umgebracht.
Die Bühne ist fast leer, doch hinter sechs Holzkisten befinden sich ein Schlagzeug und ein Keyboard, mit deren Hilfe Fernando Elias für stimmige Töne sorgt. Der Chor trägt schwarz, nur die beiden Könige stecken als Zeichen ihrer Macht in weißen Anzügen. Um dem hörbehinderten Publikum das Verständnis zu erleichtern, werden auf einer riesigen Leinwand mit stimmungsvollen Bildern immer wieder kurze Sätze eingeblendet: „Die Pest entvölkert das Land! Ich kenne mich! Ich bin der Mörder!“
Das Theater F.O.C.U.S.S., ein Zusammenschluss von freien Schauspielern, ist bekannt für seine engagierten Aufführungen. Zu diesem besonderen Abend darf man dem ganzen Ensemble herzlich gratulieren, ein überaus gelungenes, bereicherndes Experiment. Das Publikum war begeistert.
„König Ödipus“ nach Sophokles / Theater F.O.C.U.S.S. in der ARGEKultur / Konzept/Regie/Buch: Adele Kobald / Produktion: Theater F.O.C.U.S.S. – Hildegard Starlinger / Video und Bühne: Nicole Baїer / Komposition und Musik: Fernando Elias / Mit: Thorsten Hermentin, Gerda Gratzer, Gerard Es, Hildegard Starlinger, Anna Paumgartner, Karoline Mackinger / Chor: Gülsum Kandemir, Mobina Kazmi, Jasmina Marian, Jaqueline Schrotter / Fotos: Theater F.O.C.U.S.S.
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Ein heftiges Stück, sehr gut auf die Bühne gebracht. Gratulation dem Team.