„Meier Helmbrecht“ – Schlossbergspiele Mattsee 2012

Das von Helmut Vitzthum inszenierte mittelalterliche Dorfdrama über einen unzufriedenen Bauernsohn, der als Raubritter sein Glück versucht und für seine Schandtaten grausam bestraft wird, basiert auf der gleichnamigen Versnovelle von Wernher dem Gartenaere (Ritter zu Burghausen). Das Stück spielt im Innviertel und ist als Beitrag zur Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung 2012 zu verstehen.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Das Publikum wird von einem zwar furchterregend aussehenden, doch sehr freundlichen – an Quasimodo gemahnenden – buckligen Gesellen empfangen und zu den moosigen Stufen des kleinen Amphitheaters am Schlossberg geleitet. Für die etwas spartanischen, harten Sitzgelegenheiten (ein Tipp: Polster oder Decke mitnehmen) entschädigt der prachtvolle Ausblick auf den See und das alte, renovierte Schlossgebäude. Eine mittelalterlich adjustierte Schauspiel- und Gauklertruppe betritt den Vorplatz, das Spiel kann beginnen. Durch die Geschichte führt ein bunt gekleideter Narr, der das bittere Ende bereits kennt und stets mit mahnenden Worten den moralisierenden Inhalt bekräftigt. Es sei zwar sehr verwerflich, dass sich der ungestüme, junge Bauernsohn anmaße, sich zum Raubritter aufzuschwingen, doch dass er Vater und Mutter nicht gehorche und es an dem nötigen Respekt mangeln lasse, sei noch viel schändlicher.

Die Sitten waren rau im Mittelalter: „Rauben und Morden, das ist keine Schand, das tun die Besten im ganzen Land“. So singen die brutalen Raubritter und genießen ihr freies Leben in vollen Zügen. Das Publikum darf Aufstieg und Fall des jungen Meier Helmbrecht miterleben und muss sogar bei seiner grausamen Bestrafung (Blendung und Abhacken eines Armes und eines Beines) dabei sein. Zur Beruhigung der strapazierten Nerven tritt zwischendurch eine Bauchtänzerin (Verena Shira Aziz) auf, die mit ihren weichen, schlangenhaften Bewegungen und hoher Körperbeherrschung begeistert. Zum krönenden Abschluss präsentiert sie eine Fächer Feuershow. Mitglieder des Paul Hofhaimer Consorts Salzburg und Schülerinnen des Musikum Mattsee sorgen für die musikalische Umrahmung. Sie entlocken mittelalterlichen Instrumenten (Fidel, Saz, Drehleier, Gemshorn, Krummhorn, Pommer etc.) die passenden Töne.

Helmut Vitzthum ist es gelungen, das tragische Stück absolut publikumstauglich zu inszenieren, denn Gaukler und Musikanten lenken von den Grausamkeiten ab, die man sich lieber gar nicht vorstellen möchte. Das spielfreudige Ensemble überzeugt durch eine homogene Leistung, bemerkenswert auch die Kostüme aus dem Fundus des Salzburger Landestheaters. Ein Abend, der viel zu bieten hat: Musik, Tanz, Theater und viel „Mittelalter-Feeling“.

„Meier Helmbrecht“. Veranstalter: Bildungswerk Mattsee. Konzept und Regie: Helmut Vitzthum, Musikalische Leitung: Natalie Gal. Technik: Roland Lederer, Kostüme: Salzburger Landestheater. Tanz: Verena Shira Aziz, Alexandra Schröckenfuchs, Helene Veitl. Musik: Natalie Gal, Ulrike Baumann, Bernhard Girardi, Severin Kral, Nina-Maria Schuster, Lea Neumayer, Markus Eder, Alexander Woschitz. Schauspiel: Nadine Mühlböck, Marius Holzer, Michael Rank, Theresia Friedl, Thomas Peschke, Florian Friedrich, Karsten Grigo, Thomas Pilz, Martina Maly, Heidi Hochreiter, Daniel Köckerbauer, Helena Veitl, Alexandra Schröckenfuchs. Fotos: Schlossbergspiele Mattsee

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