Troja ist gefallen, der Krieg vorbei. Doch wo bleibt Odysseus? Auf der kleinen griechischen Insel Ithaka wartet man sehnsüchtig auf seine Heimkehr. Markus Steinwender und sein Ensemble bringen ein Panorama dieses Wartens auf die Bühne.
Wenn das Publikum den Saal betritt, sitzen bereits sechs Personen auf Plastikstühlen am Strand und blicken hinaus aufs Meer. Die Wellen schlagen ans Ufer, man wartet schon lange, die vielen Striche auf der Rückwand verdeutlichen das. Wir befinden uns auf der größten Reise der Weltliteratur, der „Odyssee“, und nach und nach wird klar, wer da aller wartet. „Reisen haben nur einen Zweck, bei sich selber anzukommen“, verkündet Calypso und erzählt die Geschichte von einem Reisenden, der sieben Jahre mit ihr zusammen gelebt hatte, bevor die Götter sie zwangen, ihn gehen zu lassen. Auf ihn zu warten, hätten sie ihr aber nicht verboten. Während Penelope immer ungeduldiger wird, schließlich wartet sie ja bereits seit 20 Jahren, vertreibt sich ihr Sohn Telemach die Zeit mit der Lektüre von „Hamlet“. Auch zwei Götter, die an der Verspätung nicht unschuldig sind, sitzen hier am Strand. Poseidon vertreibt sich die Zeit, indem er Würstchen grillt, Athena geht lieber mit Telemach und einem von Penelopes Freiern im Meer baden.
Die Stimmung wechselt ständig. Auf eine Strandparty mit Gesang und Tanz folgt das schlechte Gewissen. Die Irrfahrten des Odysseus bleiben jedoch immer präsent. Athene, Poseidon und Calypso erzählen, was man so gehört hat, es sind mehr Gerüchte als Tatsachen. Doch die arme Penelope wird immer verwirrter, sie kann kaum glauben, was sie da alles zu hören bekommt. Die Emotionen gehen hoch und so versucht Athene, Poseidon davon zu überzeugen, dass die Reise endlich zu Ende gehen müsse: „Lass ihn heimkommen.“
MAZAB wurde 2008 von Markus Steinwender gegründet und versteht sich als künstlerische Projektplattform mit dem Schwerpunkt zeitgenössisches Theater und Performance. Ein sehr spielfreudiges Team unterstützt ihn bei seinem neuesten Projekt. Es ist immer wieder eine Freude, ehemalige Ensemblemitglieder des Salzburger Landestheaters auf der Bühne zu bewundern: Elisabeth Nelhiebel und Torsten Hermetin überzeugen als Penelope und Telemach. Aus dem bewährten Team mit dabei: Hildegard Starlinger als verführerische Calypso, die sehr göttlich wirkende Dorit Ehlers mit ihrem ständig klimperndem Goldschmuck als Athene, Peter Malzer als bodenständiger Poseidon und Markus Zett, der als schleimiger Freier auf seine Chance wartet.
Markus Steinwender und sein Team haben sich intensiv mit dem Stoff auseinandergesetzt, wollten jedoch keine „gespielte Nacherzählung“ auf die Bühne bringen, sondern die Motive und Figuren aus dem Epos destillieren. Es ist ihnen gelungen, den großen Stoff auf eine erzählbare Größe zu reduzieren, wobei der Aspekt des Wartens immer im Vordergrund steht. Aufgelockert wird die Geschichte mit Musical ähnlichen Liedern, doch sind auch immer wieder Originaltexte zu hören. Diese Mischung sorgt für einen unterhaltsamen und doch auch lehrreichen Abend, der uns die griechische Mythologie wieder etwas näherbringt. Auch für Jugendliche ab 15 Jahren bestens geeignet.
„Odyssee“ nach Homer / Von Markus Steinwender und Ensemble / Uraufführung –MAZAB – Kleines Theater / Regie: Markus Steinwender / Kostüme: Anne Buffetrille / Musik: Stefan Paul Goetsch / Bühne: Markus Steinwender und Anne Buffetrill / Mit: Dorit Ehlers, Torsten Hermetin, Peter Malzer, Elisabeth Nelhiebel, Hildegard Starlinger, Markus Zett
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