Kris Kelvin landet auf einer Raumstation, die sich in äußerst desolatem Zustand befindet. Auch die Wissenschaftler, die hier arbeiten, benehmen sich überaus merkwürdig. Sie versuchen schon seit vielen Jahren, das Phänomen des Planeten „Solaris“, der von einem Ozean bedeckt ist, zu ergründen.
Gibarian, der Leiter der Station, hat Selbstmord begangen, die verbliebenen Forscher Snaut und Sartorius scheinen ebenfalls große psychische Probleme zu haben, sind aber nicht bereit, darüber zu sprechen. Bald schon ist Kelvin mit einer Situation konfrontiert, die ihn emotional völlig überfordert.
Seine Ex-Frau Harey, die vor Jahren Selbstmord begangen hatte, steht ihm plötzlich gegenüber, es fehlt ihr jedoch jede Erinnerung. Er versucht, dieses Objekt seiner größten Schuldgefühle loszuwerden, indem er sie mit einer Rakete ins Weltall schickt, doch sie kehrt wieder zurück: „Es scheint, dass ich dich fortwährend sehen muss.“ Snaut und Satorius sind nicht überrascht von diesem seltsamen Gast, denn sie wissen bereits Bescheid: Der Ozean, dessen Identität sie erforschen wollten, schlägt zurück. Er schafft es, Gedanken, aufsteigende Bilder und Schuldgefühle zu materialisieren. Es scheint unmöglich, sich diesem Einfluss zu entziehen.
Die von Ausstatterin Katrin Kerstin auf die Schauspielhaus-Bühne gezauberte Raumstation versprüht einen eigenartigen Charme und wirkt eher wie eine selbst gebastelte Funkstation. Während Snaut (Harald Fröhlich) bereits aufgegeben hat und zunehmend verwahrlost, versucht Sartorius (Oliver Hildebrand) weiterhin verbissen, an dem Projekt weiter zu arbeiten, um Solaris, diesen machtbesessenen Ozean, mit Technik zu bezwingen.
Im Vergleich zu ihnen wirkt Kris Kelvin (Johannes Gabl) in seinem sauberen, weißen Overall völlig unverbraucht und frisch und so ist es nicht verwunderlich, dass er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat und sich in Hareys Traumgestalt verliebt. Constanze Passin verkörpert diese Frau, die nichts über sich weiß und sich nur wundert, warum sie nicht von Kelvin lassen kann. Mona Kraushaars Inszenierung ist passend zum Stück sehr kühl und distanziert. Thomas Limpinsels Videoeinspielungen wirken beklemmend und beängstigend.
Stanislaw Lem, einer der erfolgreichsten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart, hat in „Solaris“ sein Lieblingsthema perfektioniert, Menschen mit etwas zu konfrontieren, das sie nicht mehr verstehen können. Auch die Bühnenfassung dieser vielschichtigen Parabel entlässt das Publikum etwas ratlos, aber das ist sicherlich beabsichtigt, denn eine philosophische Reise in die eignen Seele kann und soll nicht einfach sein.
„Solaris“ – Stanislaw Lem / Bearbeitung für die Bühne von Mona Kraushaar und Marlène Meyer-Dunker / Mit: Johannes Gabl, Harald Fröhlich, Oliver Hildebrandt und Constanze Passin / Regie: Mona Kraushaar / Ausstattung: Katrin Kersten / Visuals & Sounds: Thomas Limpinsel / Dramaturgie: Christoph Batscheider / Fotos: Eva-Maria Giese
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