Ein steriler, weißer Raum, das Bett deutet auf ein Krankenzimmer hin, ein riesiger schwarzer Kontrabass-Kasten lehnt bedrohlich an der Wand und wirkt wie ein Sarg. Ein Mann wälzt sich aus dem Bett, in weißer Unterwäsche und schwarzen Socken, geht auf das Publikum zu und beginnt mit einer Lobrede auf sein wunderbares Instrument: „Die Bässe, die Kontrabässe, das bin ich, das sind wir, ohne uns geht es nicht.“ Doch der Überschwang wird bald brüchig und schlägt ins Gegenteil um. Der Kontrabassist entpuppt sich immer mehr als verbitterter, enttäuschter, unzufriedener Kleinbürger, der sein Instrument und seinen Beruf zutiefst hasst. Er ist zwar Mitglied des Staatsorchesters und als solcher pensionsberechtigter Beamter, doch konnte er damit noch keine Frau für sich gewinnen. Er phantasiert zwar immer von einer Beziehung mit Sarah, der Sopranistin, die es noch weit bringen wird, doch hat sie ihn bisher noch nicht einmal wahrgenommen.
Der zweistündige Monolog ist eine gewaltige Herausforderung für jeden Schauspieler. Peter Siglreithmaier überlässt den musikalischen Teil Ingo Nagl, der hinter einem Vorhang für die richtigen Töne sorgt. Eigenartig schräge Szenen entstehen, wenn der Kontrabassist, dessen Namen wir nie erfahren, in weißer Unterwäsche vor seinem imaginären Instrument steht und mit Besessenheit den Bogen führt. Souverän und phantasievoll gestaltet er den Monolog wie ein Zwiegespräch mit den Zuschauern, fällt dabei phasenweise ins Wienerische und so gelingt ihm ein äußerst effektvoller Wechsel zwischen Komödie und Tragödie.
Dank der zwingenden Darstellungskunst von Peter Siglreithmaier wurde der Abend zu einem sehr intensiven, kurzweiligen, aber auch beklemmenden Vergnügen. Die Regie wartet zum Abschluss noch mit einer Überraschung auf und entlässt ein Publikum, das sicherlich einiges an Musikgeschichte, ein wenig Instrumentallehre und viel Lebensphilosophie mitbekommen hat.
„DER KONTRABASS“ von Patrick Süskind / Der Kontrabassist: Peter Siglreithmaier / Sarah: Monika Schandl / Bühnenmusik, musikalische Leitung: Ingo Nagel / Regie und Bühne: Raffaella Passiatore. Weitere Vorstellungen: 13.4., 15.4., 22.4. und 24.4. jeweils 19.30 im Dorothea Porsche Saal, Waldorfstraße 13, 5023 Salzburg .
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