Die Hand in unserem Sprachgebrauch – Teil 2

Hände

Hände | Foto: Karl Traintinger

Handschlag, Händedruck und Händereiben sind Handbewegungen, die sich in unserer täglichen Sprache als Redewendungen wiederfinden.

Michaela Essler
Michaela Essler

Von Michaela Essler

Der Handschlag

Der Handschlag wird zur Begrüßung und zur Verabschiedung ausgeführt. In vergangener Zeit war der Handschlag auch ein Symbol für eine Versöhnung zwischen zwei Streitenden. Typisches Merkmal des Handschlags ist, dass ihn nicht ein einzelner Mensch ausführt, sondern immer zwei Menschen gemeinsam.

Die ältesten Belege für das Wort Handschlag datieren aus dem 9. Jahrhundert. Im Mittelalter besiegelte und bekräftigte der Handschlag schriftliche Verträge und mündliche Vereinbarungen. Nach Abschluss eines Vertrages gaben sich die Vertragspartner die Hand, daher das Hand in Hand schlagen oder verkürzt der Handschlag. Damit war der Vertrag endgültig besiegelt. Der Handschlag war auch üblich bei der Ablegung eines Versprechens. Die Zeugen schlugen zur Besiegelung des Versprechens die Hände der beiden Partner, die sich ein Versprechen gaben, auseinander. Daraus leitet sich auch die Redewendung ab etwas in die Hand versprechen für ein mündliches Versprechen.

Die Handschlagqualität

In Österreich wird gegen Ende des 20. Jahrhunderts das Wort Handschlagqualität gebräuchlich. Das Wort bezeichnet nicht die Qualität eines Handschlags, sondern ist ein Ausdruck, der eine Charaktereigenschaft eines Menschen benennt. Wenn jemandem Handschlagqualität attestiert wird, dann bedeutet dies, jemand hält sich an mündliche Vereinbarungen, ist verlässlich und vertrauenswürdig.

Der Händedruck

Der Händedruck ist Geste und Zeichen der Begrüßung, des Abschieds und der Zustimmung. Sprachlich findet sich der Händedruck in den beiden Redewendungen nur einen feuchten Händedruck bekommen und mit einem goldenen Händedruck verabschiedet werden.

In der Redewendung nur einen feuchten oder warmen Händedruck bekommen steht Händedruck übertragen als eine Dankesbezeugung, die nichts kostet, wie etwa für die geleistete Arbeit gibt es immer nur einen feuchten Händedruck und sonst gar nichts. Ein feuchter Händedruck ist noch dazu unangenehm, weil jemand mit schwitzenden Händen einem anderen die Hand drückt. Daher ist diese Redewendung ein abwertender Ausdruck, der die Geringschätzung für erbrachte Arbeit oder Leistung umschreibt.

Ganz anders ist das beim goldenen Händedruck. Dieser Händedruck ist eine Verabschiedung aus einer Position, die mit einer hohen finanziellen Abfindung verknüpft ist. Der Ausdruck goldener Händedruck entstammt dem Englischen, wurde ins Deutsche übernommen und übersetzt. Daher ist im Deutschen gelegentlich auch der englische Ausdruck golden handshake in Verwendung.

Das Händereiben

Die Redewendung er/sie reibt sich die Hände findet sich Anfang des 19. Jahrhunderts als Ausdruck von Freude oder Vergnügen, wie etwa er rieb sich vor Freude die Hände oder sie rieb sich vergnügt die Hände. Diese Handbewegung dürfte wohl häufiger aus Schadenfreude ausgeführt worden sein und nicht so sehr aus Freude am Leben. Denn mit der Zeit erhielt der Ausdruck sich die Hände reiben die abwertende Bedeutung „schadenfroh sein“. Heute verwenden wir die Redewendung zumeist für Menschen, Firmen oder Organisationen, die sich freuen können, ihre Interessen durchgesetzt zu haben oder ein gutes Geschäft gemacht zu haben.

Hand aufs Herz

Eine Geste, die heute noch gültig ist, ist das Heben der Hand beim Ablegen eines Eides. Vielerorts legen die Eidleistenden beim Schwören die Hand auch auf die Bibel. In vorchristlicher Zeit legten die Schwörenden ihre Hand auf einen Gegenstand. Die Männer berührten den Schwertgriff, die Frauen den Haarzopf oder die linke Brust. Ebenso legten Geistliche und Fürsten beim Schwur die rechte Hand auf Brust oder Herz. Diese Handbewegung hat sich sprachlich bis heute in der Redewendung Hand aufs Herz erhalten. Wenn jemand unter Eid bei Gericht eine Aussage macht, ist er zur Wahrheit verpflichtet. Daher verwenden wir die Redewendung Hand aufs Herz, wenn wir von jemanden eine ehrliche Antwort erhalten möchten.

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