Bernarda Albas Haus – eine Frauentragödie

Bernarda Albas Haus

Federico García Lorcas 1936 abgeschlossenes Drama ist bis heute das meistgespielte Stück des Autors, der darin deutlich Kritik an den verkrusteten Gesellschafts- und Familienstrukturen im ländlichen Spanien seiner Zeit übt. Matthias Hochradl bringt das bewegende Sittenbild im Theater Holzhausen auf die Bühne. Großes Theater im kleinen, heimeligen Theater, eine absolute Empfehlung.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Bernarda Alba kommt mit ihren Töchtern vom Begräbnis ihres zweiten Mannes zurück. Die Familientradition verpflichtet die fünf heiratsfähigen jungen Frauen zu acht Jahren Trauer und strenger Isolation. Zeit genug also, um an ihrer Aussteuer zu arbeiten. Da die Älteste Angustias von ihrem Vater als einzige Geld geerbt hat, wird ihr erlaubt, Pepe el Romano zu heiraten.

Das sorgt für Unstimmigkeiten bei ihren Geschwistern, gilt doch Pepe als attraktivster Mann des Ortes. Sie zweifeln alle, ob er Angustias wirklich liebt oder doch nur ihr Geld. Die intrigante Martirio setzt alles daran, diese Verbindung zu verhindern. Als sie dahinter kommt, dass sich Pepe heimlich mit ihrer jüngsten, sehr attraktiven Schwester Adela trifft, kommt es zur Katastrophe.

Bernarda Albas Haus

Matthias Hochradl hat ein sehr stimmungsvolles Bühnenbild entworfen, in dem zwischen malerischen Arkaden sechs Stühle stehen, die aber in diesem düsteren Ambiente eher an Särge gemahnen. La Poncia (Gisela Absmanner) arbeitet schon seit 30 Jahren im Hause der strengen, verbitterten Bernarda (Silvia Reubel). Für diese ist das Wichtigste, was im Dorf über sie und ihre Familie erzählt wird.

Bernarda Albas Haus

Die Familienehre geht ihr über alles. Sie ist der Meinung, dass sich Frauen ihren Ehemännern absolut unterzuordnen haben. Dass Adela (Patricia Eder), ihre Jüngste, dagegen rebelliert, führt ständig zu heftigen Auseinandersetzungen.

Martirio (Sabrina Filpo-Weber) ist besonders eifersüchtig und so denunziert sie Adela schließlich bei ihrer Mutter. Angustias (Waltraud Hochradl), die nun endlich heiraten darf, sieht sich den Anfeindungen und der Eifersucht ihrer Geschwister gegenüber. Magdalena (Nina Ferner) kommt ihrer jungen Schwester öfters zu Hilfe und Amelia (Verena Ehrschwendtner) leidet still vor sich hin.

Bernarda Albas Haus

Nur gut, dass sich die Zeiten geändert haben, denn zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges hatte Federico García Lorcas Zitat „Als Frau auf die Welt zu kommen, ist die größte Strafe“ sicherlich seine Berechtigung. Ein tolles Stück, eine großartige Inszenierung, die Fahrt nach Holzhausen hat sich auf alle Fälle gelohnt. Weitere Vorstellungen: 21., 23. und 28. April 2023.

Bernarda Albas Haus

„Bernarda Albas Haus“ – Ein Stück über Frauen in Spaniens Dörfern von Federico García Lorca aus dem Spanischen übersetzt von Karina Gómez-Montero. Eine Produktion der Spielgemeinschaft des Theaters Holzhausen. Regie und Bühne: Matthias Hochradl. Licht: Wolfgang Schweinsteiger. Mit: Silvia Reubel, Waltraud Hochradl, Nina Ferner, Verena Ehrschwendtner, Sabrina Filpo-Weber, Patricia Eder, Gisela Absmanner. Fotos: Theater Holzhausen/ ©Hannelore Kirchner

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