„Maria Stuart“ Schauspielhaus Salzburg

Elisabeth Pichler. Einsam und regungslos sitzt Maria Stuart in einem pompösen, barocken Kostüm in ihrer tristen Zelle, den Blick starr auf einen Monitor gerichtet, auf dem rauschende Meereswogen ihre Hoffnung auf Freiheit und die ersehnte Rückkehr nach Frankreich symbolisieren. Sie weiß um ihre missliche Lage und verspricht sich viel von einer persönlichen Aussprache mit Elisabeth, deren Herz sie dabei in aller Demut rühren will. Doch das Treffen läuft nicht nach Plan, denn Maria Stuart lässt sich von der Königin provozieren und bezichtigt diese schließlich der Heuchelei. Der Versöhnungsversuch macht also alles noch schlimmer.

In der Inszenierung von Eva Hosemann prallen schon rein optisch zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Während Maria Stuart in ihrem Barockkostüm für die alten Werte der katholischen Kirche steht, tritt Elisabeth, als Vertreterin der neuen, protestantischen Kirche, ganz offensichtlich für neue Freiheiten ein, auch sexueller Natur ein. Sie wirkt in ihrem schwarzen Kostüm mit abnehmbarem Federschmuck wie ein Todesvogel, ihr Hofstaat wird beinahe der Lächerlichkeit preisgegeben, denn er trägt schwarze, reich verzierte Mieder auf nackter Haut, nur Halskrausen, einzelne Handschuhe und etwas Schmuck erinnern noch an die einstige Pracht (Ausstattung: Stephan Bruckmeier). Intrigen, Betrug und Verrat sind einigen dieser Herren nicht fremd. Mortimer (Thomas Pfertner) hingegen besticht mit seiner jugendlichen Begeisterung, er versucht seine geliebte Königin zu befreien und bezahlt diesen Leichtsinn mit seinem Leben. Daniela Enzi überzeugt als Maria Stuart, die zwischen Verzweiflung, Angst und Hoffnung schwankt. Elke Hartmann verkörpert als Elisabeth eine äußerst herbe Frau, die die Männer an ihrem Hof benutzt und ihnen schließlich noch die Schuld am Tode Maria Stuarts anlastet. Treppen, Stufen und Mauern bilden auf grünem Rasen ein großes Kreuz. Während im Vordergrund Verrat und Intrigen gesponnen oder heiße Diskussionen geführt werden, sind im Hintergrund eindrucksvolle, von Nebel umhüllte Tableaus zu bewundern.

Die Verkürzung und Verknappung der Abläufe und Dialoge sowie die Streichung einiger Personen haben Schillers Drama nicht geschadet. Großer Jubel beim Publikum über die grandiosen schauspielerischen Leistungen der beiden Königinnen: Daniela Enzi und Elke Hartmann. Eine wohldurchdachte Inszenierung, die ihre Wirkung nicht verfehlt.

„Maria Stuart“ von Friedrich Schiller / Trauerspiel in fünf Aufzügen / Premiere: 23. 2. 2011 Schauspielhaus Salzburg /  Regie: Eva Hosemann / Ausstattung: Stephan Bruckmeier / Dramaturgie: Christoph Batscheider / Licht: Richard Schlager / Regieassistenz: Mia Odermatt / Mit: Elke Hartmann, Daniela Enzi, Volker Wahl, Oliver Hildebrandt, Timo Senff, Maximilian Pfnür, Marcus Marotte, Thomas Pfertner, Olaf Salzer / Fotos: Eva-Maria Griese


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