Man ist, was man isst

Gesundes Essen

In neuen, 50 voneinander unabhängigen Studien wurde bestätigt, dass Soja gesund ist. Es kann dazu beitragen, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.

Maria Schweiger

Von Maria M. Schweiger

Bei Personen mit einem hohen Cholesterinspiegel kann Soja eine erhebliche Senkung sowohl des Gesamt-, als auch des LDL-Cholesterins (schlechtes Cholesterin) bewirken. Japanische Frauen, die wesentlich mehr sojahältige Produkte essen als europäische, haben ein deutlich niedrigeres Brustkrebsrisiko.

Durch den Verzehr dieses Nahrungsmittels ließe sich auch der Gesundheitszustand in der Prä- und Postmenopause wesentlich angenehmer gestalten lassen. Kurz und gut: Soja ist gesundheitsfördernd und schmackhaft. Die Bedeutung dieser Bohne nicht nur in der Ernährung steigt immer mehr, und damit auch die Nachfrage. In China wird seit über 5000 Jahren Soja in großer Vielfalt natürlich angebaut; es ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Sie kommt in rund einem Drittel aller im Handel erhältlichen Lebensmittel vor.

Man wollte es so einfach wie möglich machen. Der amerikanische Chemiekonzern Monsanto brachte 1996 gentechnisch veränderte Soja-Pflanzen auf den Merkt, die gegen Spritzmittel resistent waren. So meinte man, würden nur unerwünschte Pflanzen auf den Äckern vernichtet werden. Die Kosten für die Bauern würden fallen, es würden weniger Spritzmittel gebraucht werden. Denn normalerweise muss gezielt ein Pestizid eingesetzt werden, um störende Pflanzen auszurotten. Wie wunderbar einfach! Doch man sollte die Rechnung immer mit dem Wirt machen. Denn die störenden Pflanzen und die Soja-Pflanzen (!) wurden gegen die Spritzmittel resistent. Also neue Mittel zur Beseitigung her, die Kosten stiegen. Es waren bereits viele US-Bauern durch die schönen Versprechungen eingestiegen. Es geht dann wie eine Lawine weiter. Dazu kommt noch, dass gegen die Beteuerungen der Herstellerfirma dänische Forscher nachweisen konnten, dass das Spritzmittel das Grundwasser gefährdet.

Doch das alles ist kein amerikanisches Problem, denn die erste gentechnisch veränderte Soja-Nahrungs(!)pflanze wurde 1996 auch in der EU (und damit auch in Österreich) zugelassen. Seither darf Gen-Soja auch in Lebensmitteln und Futtermitteln vorkommen. Erst nach Verbraucherprotesten hielt es die EU-Kommission für notwendig, das auch zu kennzeichnen, wo das enthalten sei: „aus gentechnisch verändertem Soja hergestellt“. Wenn dieser Hinweis überhaupt auf den Produkten angeführt wird, ist er so klein, dass man eine Lupe braucht, um es lesen zu können. Nur die Sojasorte von Monsanto und eine Maissorte der schweizer Firma Novartis müssen gekennzeichnet werden (Novel-Food-Verordnung). Dass es zwei Gensorten gibt, die vor dem Mai 1997 in der EU zugelassen wurden, vergessen wir einfach.

Bisher waren wir beim Groben. Jetzt zum realen Leben. Denn Soja befindet sich in so vielen Lebensmitteln: Cracker, Saucen, Suppen, Fleisch- und Fischprodukte. Das Lecithin aus den Bohnen wird in Eiscreme, Vitaminpräparaten und Milchmischgetränke verwendet. Das Öl und die Fette sind in Speiseöl, Mayonnaise, Margarine, Dressings etc. Natürlich will kein Lebensmittelhersteller zugeben, dass manipuliertes Soja in seinen Produkten enthalten ist. Doch Gen-Soja hat den Markt erobert. Gen-Soja-Bestandteile müssen außerdem nicht deklariert werden, wenn der Anteil unter einem Prozent liegt. Noch ein Tüpfelchen auf dem i: Stiftung Warentest hat Bio-Produkte getestet; sogar darin waren Spuren von Gen-Soja enthalten.

Der BSE-Skandal führte zu einem – vernünftigen – Verbot von Tiermehrverfütterung durch die EU. Nun stieg die Nachfrage nach Sojabohnen und Sojaschrot. Die Aktienkurse des amerikanischen Konzerns Monsanto stieg wieder wunderbar nach oben.

Nochmals zurück zum ganz konkreten Leben: Am 1. September 2005 sagte ein Sprecher des Thüringer Verbraucherministeriums, dass es Untersuchungsergebnisse geben würde, wonach der „Humana-Bananen-Milchbrei“ gentechnisch verändertes Soja enthalte. Sofort gab ein Ministeriumssprecher Entwarnung und meinte: „Selbst wenn es so gewesen wäre, wäre der Brei nicht gesundheitsschädlich.“ Na, da freut man sich aber, wenn man Babies hat und so schön entscheiden darf, was man für sein Kleinkind haben möchte und was nicht!

Der Chef des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé sagte in einem Stern-Interview (Stern 47/96) zum Thema Gentechnologie: „Gentechnologie ist wichtig. Dazu stehen wir. Nestlé wird weltweit nicht darauf verzichten. Darauf können sie sich verlassen.“ Und auf die Frage, ab wann er genmanipulierte Produkte anbieten möchte, sagte er: „Das hängt vom Gesetzgeber ab. Wenn es nach mir ginge, so schnell wie möglich.“

Doch es gibt auch die andere Seite. Am 28. Juli 2005 ging beim Pressetext Austria die Meldung ein, dass NÖM sich zur Gentecnik-Freiheit entschlossen hat. Und andere Produzenten überlegen ähnliche Schritte.

Die niederländische Firma „Agra Consulting and Trading“ hat sich auf den Handel mit nichtmanipuliertem Soja aus den USA spezialisiert. Ungefähr ein Drittel der amerikanischen Bauern baut noch konventionell Soja an. Ein Aufstand gegen die Genlobby ist also möglich. Es ist möglich, wenn alle mitmachen. Die Bauern und die Konsumenten. Wenn sich beide Seiten mutig auflehnen. Denn es geht nicht nur um die Ethik, sondern auch um die Gesundheit. Genmanipulierte Nahrungsmittel sind zu neu, um alle Risken kennen zu können.

Eine Warnung zum Schluss: Was uns am Leben erhält, kann uns auch krank machen (Hippokrates, griechischer Arzt, um 460-370 v. Chr.).

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