Beutekunst. Einmalig – Letztmalig: Gustav Klimts „Litzlberg am Attersee“ (1915)

Gustav Klimt Litzlberg am Attersee, 1915 Öl auf Leinwand, Museum der Moderne Salzburg

Gustav Klimt Litzlberg am Attersee, 1915 Öl auf Leinwand, Museum der Moderne Salzburg

Salzburg, am 5. 5. 2011: Am Montag hat sich die Landesregierung zur Rückgabe des Gemäldes “Litzlberg am Attersee” von Gustav Klimt an die rechtmäßigen Erben bekannt. Sieben Wochen haben nun Kunstinteressierte Zeit letztmalig einen Blick auf Gustav Klimts „Litzlberg am Attersee“ zu werfen, bevor das Landschaftsbild an den Erben Georges Jorisch zurückgeht.

Medieninfo aus dem Museum der Moderne in Salzburg

Ergänzt wird diese Präsentation im MdM Rupertinum mit Fotos aus dem Museums-Archiv mit Porträts der betroffenen Familien Zuckerkandl, Redlich und Jorisch sowie Aufnahmen vom Sanatorium Purkersdorf und der Villa Eugen, dem Schauplatz der Beschlagnahmung des Bildes durch die Gestapo. Das Gemälde “Litzlberg am Attersee” (früher auch „Attersee“ und „Unterach am Attersee“) von Gustav Klimt zählt zu den bekanntesten und wertvollsten Meisterwerken in der Sammlung des Museum der Moderne Salzburg. Die Gutachten einer intensiven Provenienzforschung haben allerdings zweifelsfrei ergeben, dass die Ansprüche von Georges Jorisch, dem Enkel und Alleinerben von Amalie Redlich, der ursprünglichen Eigentümerin des Gemäldes, gerechtfertigt sind. Die als Zuckerkandl geborene Jüdin Amalie Redlich hat das Gemälde aus dem Nachlass ihres Bruders Victor und ihrer Schwägerin Paula Zuckerkandl vor dem Jahre 1938 erworben. Die Zuckerkandls gehörten zu den bedeutendsten Kunstsammlern Anfang des 20. Jahrhunderts, sie besaßen unter anderem sieben Gemälde von Klimt. „Litzlberg am Attersee“ hing in der von Amalie Redlich, ihrer Tochter und ihrem Enkel Georges Jorisch bewohnten Villa Eugen auf dem Gelände des vom Architekten Josef Hoffmann erbauten Sanatoriums Purkersdorf als Gegenstück zu dem rund zwei Jahre zuvor entstanden Klimt-Gemälde „Kirche in Cassone“, das aus dem Nachlass von Victor und Paula Zuckerkandl stammt und 2009 restituiert wurde. Klimts Atterseelandschaft befindet sich heute noch in einem originalen Messingrahmen, der von Hoffmann für die sieben Gemälde Klimts in der Sammlung Zuckerkandl entworfen und gefertigt worden war.

Amalie Redlich wurde im Oktober 1941 nach Polen deportiert und ermordet. Ihre Wohnung wurde von der Gestapo geräumt und das Gemälde zusammen mit weiteren Kunstgegenständen beschlagnahmt. Nach 1941 wurde „Litzlberg am Attersee“ vom Salzburger Kunsthändler und Sammler Friedrich Welz erworben, der im Jahr 1944 dieses Werk gegen ein anderes aus der Salzburger Landesgalerie (1942-1944) eintauschte, worauf Klimts Gemälde von der Landesgalerie inventarisiert wurde. Das Werk wurde 1952 von der Salzburger Residenzgalerie als Nachfolgerin der Landesgalerie übernommen und gelangte im Jahre 1982 in den Bestand der Moderne Galerie und Graphische Sammlung Rupertinum (heute Museum der Moderne Salzburg). Bei der konsequenten Beibehaltung der Selbstbindung des Landes zur Anwendung der Bundeskriterien zur Restitution von Kunstgegenständen ist das Gemälde aus dem vom Museum der Moderne verwalteten Sammlungsbestand des Landes daher an Herrn Jorisch als Erben zu restituieren. Dieser möchte sich freiwillig mit einer großzügigen Spende (1,3 Millionen Euro) an das Museum für die offene und sachlich geführte Kooperation erkenntlich zeigen, mithilfe derer der Wasserturm auf dem Mönchsberg für die Zwecke einer Nutzung durch das Museum restauriert und umgebaut werden kann.

Klimt, der mit zu den bedeutendsten Landschaftsmalern seiner Zeit zählt, verbrachte die Sommermonate seit 1900 fast jedes Jahr am Attersee. Zahlreiche seiner insgesamt 54 Landschaftsgemälde fanden bei diesen Aufenthalten ihre Inspiration und spiegeln die Sehnsucht des reifen Künstlers nach Ruhe und Verinnerlichung wider. „Litzlberg am Attersee“ entstand wahrscheinlich während der Sommeraufenthalte Klimts am Attersee und wurde 1915 vollendet. Als eines der späten Landschaftsbilder zeichnet es sich durch eine nahezu monochrome Farbgebung und flächige Gestaltung der Szenerie aus. Die deutlich stilisierte Behandlung der dargestellten Landschaft ist noch den Prinzipien des Jugendstils verpflichtet – einer Stilrichtung, deren bedeutendster österreichischer Vertreter Klimt war. Die Malweise jedoch, mit nervösem Pinselduktus und irisierender Bildoberfläche, zeigt sich in eigenständiger Verwertung vom Pointillismus beeinflusst, weckt aber ebenso Assoziationen zur Mosaikkunst, der sich der Künstler in seinen dekorativ-ornamentalen Arbeiten zugewandt hat.

 

 

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