„Doppelgänge“ – Theaterwerkgruppe der HTL Salzburg

Die erste Produktion dieser jungen Theatergruppe – ein expressionistisches Stück über Oskar Kokoschka – ist so erfolgreich gewesen, dass sie sogar zu einem Gastspiel nach Wien an die „Junge Burg“ geladen wurde. Hoch motiviert stürzte sich die Gruppe auf ein neues Projekt und entschied sich für eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen Schizophrenie.

Von Elisabeth Pichler

Die heruntergekommene, fast leere Halle der alten Fabrik BBK 600 in der Schallmooser Hauptstraße 85a erweist sich als überaus passender Rahmen für diese szenischen Installationen über „Schizophrenie“, ist es doch in diesem trostlosen Szenario ein Leichtes, sich selbst zu verlieren. Die erste Szene spielt auf einem Bahnsteig. Während ein paar Schüler geduldig und gelangweilt auf ihren Zug warten, kommt ein junges Mädchen nicht zur Ruhe, muss sie doch ständig die Aufforderungen der Zugansagen befolgen, und diese werden immer kurioser. „Die Fahrgäste werden gebeten, still zu sitzen.“ „Die Fahrgäste werden gebeten, sich die Schuhbänder ordentlich zu binden.“ Nachdem sonst niemand auf diese Durchsagen reagiert, wird das Mädchen zunehmend verunsichert und bekommt „Angst, die Fäden nicht mehr in der Hand zu halten“. Auch ein Müllsammler hat Probleme, er ist ständig auf der Suche nach einem zweiten Stück, denn er ist der festen Überzeugung „alles ist zwei“. In den locker aneinandergefügten Szenen tritt auch immer wieder eine Ärztin auf, die gerne Diagnosen stellt und über die vier Phasen der Dementia praecox (Gruppe der Schizophrenie) aufklärt. Sie selbst ist schwer verunsichert, weiß sie doch nicht, welcher Phase sie sich selbst zuordnen soll.

Die Schüler haben sich unter Anleitung von Gottfried Goiginger und Walter Anichhofer sehr intensiv mit dem Thema „Schizophrenie“ befasst. Eine große Hilfe bei der Suche nach der Lösung dieses Rätsels war der Dokumentarfilm „Someone beside you“ des Schweizer Filmemachers Edgar Hagen. Trotz der anstrengenden und überaus intensiven Arbeit ist das Team der Ansicht: „Die Zeit, die wir alle in dieses Vorhaben investiert haben, war gut veranlagt.“ Das Ergebnis ist eine überaus gelungene, kreative, einstündige Performance, ein – trotz des schwierigen Themas – kurzweiliges Stück mit Videoeinspielungen und Live-Musik. Man darf auf die nächsten Arbeiten dieser jungen und überaus engagierten Theatergruppe gespannt sein.

„Doppelgänge“ – Szenische Installationen zur Schizophrenie, Theaterwerkgruppe HTL- Salzburg, angeleitet von Walter Anichhofer und Gottfried Goiginger / Live-Musik: Johanna Schlömicher / Ton und Beleuchtung: Roland Lederer / Bühnenbild: Franz Gruber / Mit: Kathi Grafinger, Tanja Gruber, Isabel Seda, Linda Mühlbacher, Gabi Bichler, Christine Mösl, Verena Wendlinger, Sarah Mangelberger, Luca Mack, Hannah Schwaiger / Fotos: HTL

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