„Was wir träumen“ – Das Clearing-house Projekt

Foto: Theater (Off)ensive

Das vor eineinhalb Jahren gestartete Integrations- und Toleranzprojekt begeisterte an drei Abenden im Mai mit einer eindrucksvollen und sehr berührenden Performance in der TriBühne in Lehen das Publikum. Mit Unterstützung professioneller Schauspieler wurde jungen Flüchtlingen die Möglichkeit geboten, von ihrem Leben zu erzählen.

Von Elisabeth Pichler.

Der Text zu diesem Stück basiert auf Gesprächen von Schülerinnen und Schülern mit den Jugendlichen im SOS-Clearing-house Salzburg unter der Leitung von Petra Nagenkögel. Diese erzählten ganz offen über ihre Heimat, ihre Flucht, ihre Ängste und ihre Wünsche für die Zukunft. Da ihre Deutschkenntnisse nicht ausreichten, ergriffen auf der Bühne Anja Clementi, Detlef Trippel und Markus Tavakoli für sie das Wort. Zwei Schülerinnen des BG Nonntal (Magdalena Lermer und Sofia Wörgetter) waren von dem Projekt so begeistert, dass sie es sich nicht nehmen ließen, mit den ausländischen Jugendlichen aufzutreten, mit ihnen zu spielen und zu tanzen.

Der Abend zeigt die schwierige Situation auf, in der sich die Jugendlichen derzeit befinden. Sie leiden unter der provisorischen Gegenwart und fürchten sich vor der ungewissen Zukunft. Natürlich wollen sie alle in Österreich bleiben und suchen Kontakt zur Bevölkerung. Ihr größter Wunsch aber ist es, zu lernen und dann einer Arbeit nachzugehen. Berufswünsche sind schon vorhanden, wie uns in einer Szene vor Augen geführt wird, in der sie glücklich lächelnd ihren selbst gewählten Beruf ausüben dürfen. Das ist jedoch Zukunftsmusik, im Moment plagen sie Ängste, über die ihr eintöniger Tagesablauf nicht hinweg hilft. Traumatisiert von Krieg und Verfolgung in ihren Heimatländern, träumen sie von ihren Familien, die sie verlassen mussten, und haben Sehnsucht nach der Sprache, der Musik, den Farben und Gerüchen ihrer Kindheit.

Die erste Frage, die zu Beginn des Projektes von einem der Flüchtlinge an den Regisseur Alex Linse gestellt wurde, lautete: „Was ist Theater?“ Dieser Abend zeigte auf beeindruckende Weise, was Theater bewirken kann. Den jungen Asylwerbern gelang es, mit viel Temperament und Kreativität beim Publikum Verständnis, Empathie und das Bewusstsein für ihre Situation zu wecken. Nach der stürmisch gefeierten szenischen Aufführung überraschte das Clearing-house mit einem afrikanischen Buffet und lud anschließend noch zu einer mitreißenden Trommel-Performance.

Das SOS-Clearing-house Salzburg:

Das Clearing-house Salzburg – eine Einrichtung der SOS-Kinderdörfer – besteht seit 2001. Es betreut unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (im Asylgesetz als UMF bezeichnet), klärt ihren Aufenthaltsstatus, unterstützt sie sowohl rechtlich als auch psychosozial und versucht, ihnen für die Dauer ihres Aufenthalts Bildungsmöglichkeiten und Alltagsleben zu bieten. Die Jugendlichen, die in das Clearing-house kommen, sind seelisch, oft auch körperlich gezeichnet von Krieg, Folter und einer zermürbenden Ungewissheit, was ihre Familien im Heimatland und ihre eigene Zukunft betrifft. Die Betreuungsarbeit des Clearing-house hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Lebensumständen Raum zu geben, die Krisen der Jugendlichen aktiv wahrzunehmen und zu bearbeiten sowie ihre Potentiale und Talente zu fördern. (siehe: www.sos-kinderdorf.at)

„Was wir träumen“ – das Clearing-house Projekt / Projektträger: Theater(Off)ensive in Kooperation mit dem Clearing-house nach einer Idee des Fachbeirats für Literaturvermittlung im Landes-Kulturbeirat mit Unterstützung des Kunstreferats des Landes Salzburg / Text: Petra Nagenkögel / Inszenierung: Alex Linse / Dramaturgie: Gabriele Berginz-Plank / Regieassistenz: Hanna Keimelmayr / Leitung Trommelgruppe Clearing-house: Georg Klebel (Musikum Salzburg).

Mitwirkende (auf ihren Wunsch werden teilweise nur die Vornamen der beteiligten Flüchtlinge angegeben): Ahmad Schah, Akbar Ahmadi, Alishah Rezaei, Anja Clementi, Chidi Ani, Daij Silo, Detlef Trippel, Gholam Ahmedi, Hashem, Hizbollah, Khaled Rasuly, Magdalena Lermer, Markus Tavakoli, Omed, Oweezi Mohammed, Rasul Alizadah, Sofia Wörgetter, Sondos, Wahabu Musha, Zafran Hussain, Zaman Akbari

 

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