»Person nicht vorhanden« Salzburg: Kultur vor verschlossenen Türen

Türschild Kunst und Kulturförderung | Dr. Hans Berginz - Referatsleiter

 

Salzburg, 1. Juni 2011, 10:00 | Eine Delegation Salzburger Kulturschaffender – mit dabei Georg Daxner (Winterfest-Intendant), Markus Steinwender (Leiter und Geschäftsführer des Kleinen Theater), Christa Hassfurther (Regisseurin und Leiterin des Theaters bodi end sole), Gerd Pardeller (Leiter des Jugendkulturzentrums MARK), Tomas Friedmann (Literaturhaus-Leiter und Dachverband-Vorsitzender) und Thomas Randisek (Vorsitzender des Dachverband Salzburger Kulturstätten – steht im zweiten Stock der Landeskulturabteilung vor verschlossener Tür. Man wollte mit Blumen und Sekt die neue Leiterin bzw. den neuen Leiter begrüßen. Doch die Türe ist zu. Warum?

Delegation Dachverband Salzburger Kulturstätten

 

Seit gestern, 30. Juni 2011, ist der Referatsleiter der Abteilung 12/01 – Kunstförderung, Kulturbetriebe und Kulturrecht – beim Amt der Salzburger Landesregierung in Pension. Die Nachfolge ist nicht in Sicht. Die versuchte Kontaktaufnahme via Online-Telefonbuch des Landes Salzburg service.salzburg.gv.at scheitert, dort steht lapidar: Person nicht vorhanden. Unter der Telefonnummer des ehemaligen Berginz-Büros 8042-2282 meldet sich niemand. Auf der Homepage der Kulturabteilung ist Dr. Berginz als Zuständiger für Kulturförderungen samt seiner Email-Adresse zu finden. Doch wohin gehen die Schreiben und wer beantwortet sie?

Seit langem ist der Pensionsantritt des leitenden Beamten Dr. Hans Berginz den zuständigen Regierungsmitgliedern – den beiden Landeshauptfrau-Stellvertretern Mag. David Brenner (SPÖ) und Dr. Wilfried Haslauer (ÖVP) – bekannt. Bereits vor Monaten hat der Dachverband Salzburger Kulturstätten bei einem Gespräch den Kultur-Ressortleiter wegen der Nachfolge gefragt. Damals hieß es, es sei alles geregelt, die Stelle werde rechtzeitig intern ausgeschrieben, sollten sich weniger als drei Bewerber/innen finden, werde die Bestellung öffentlich ausgeschrieben. Die Auswahl obliege der Objektivierungskommission des Landes Salzburg.

Heute, am 1. Juli 2011, ist das Büro des Referatsleiters verwaist, den Kolleginnen und Kollegen, die Arbeiten mit übernehmen müssen, ist kein Nachfolger bekannt. Die Sekretärin hat bereits vor über zwei Monaten in eine andere Abteilung gewechselt. Das Kulturbüro ist geschlossen. Wer aber vertritt aktuell das Büro? Die Abteilungsleiterin war heute nicht im Haus. Wer wird den bzw. die Nachfolger/in einarbeiten? Und wann kommt er bzw. sie?

Der Salzburger Landeskulturbeirat hat am 6. Juni an die Abteilungsleiterin, Frau Dr. Monika Kalista, geschrieben:

Sehr geehrte Frau Dr. Kalista!

Wir, die Mitglieder des Landeskulturbeirates, haben erst in den letzten Tagen von der internen Ausschreibung der Stelle des/der zukünftigen ReferatsleiterIn für das Referat Kunstförderung, Kulturbetriebe und Kulturrecht erfahren. Folgende kritische Anmerkungen wollen wir dazu übermitteln:

1. Die Bedeutung der Stelle erfordert eigentlich eine frühzeitige Ausschreibung, um eine möglichst große Anzahl qualitativ hochwertiger Bewerber/Innen zu bekommen. Gleichzeitig eröffnet eine frühzeitige Ausschreibung die Möglichkeit, eine gewisse Einarbeitungszeit zu gewährleisten. Es ist daher völlig unverständlich, dass diese Ausschreibung so spät erfolgt ist.

2. Eine nur interne Ausschreibung ist unserer Ansicht nach für die Wichtigkeit dieser Position völlig unzureichend. Wir sind davon überzeugt, dass diese Stelle UNBEDINGT öffentlich ausgeschrieben werden muss, um die bestmöglichen (fachlichen) Optionen für ein erfolgreiches Management der Kultur im Bundesland Salzburg zu erreichen.

3. Zudem plädieren wir, dass ein Auswahlgremium mit der Beteiligung und Mitarbeit des LKB gebildet werden, um die Bewerber/Innen zu sichten.

Bitte nehmen Sie unsere außerordentliche Besorgnis zur Kenntnis. Die Künstler und Kulturarbeiter dieses Landes haben die bestmögliche Besetzung dieser Schlüsselfunktion verdient.

Hochachtungsvoll

Die Mitglieder des Landeskulturbeirates

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten unterstützt die Forderungen des Salzburger Landeskulturbeirates und kritisiert Vorgehensweise und schlechte Kommunikation. Dachverband-Vorsitzender Tomas Friedmann: »Die Interessensvertretung von Salzburgs freier Kultur verlangt die sofortige Nachbesetzung der vakant gewordenen Stelle mit einer kompetenten Persönlichkeit sowie ein Gespräch über die Zukunft der Kunst- und Kulturförderungen, die reformbedürftig erscheinen.«

Und Dachverband-Geschäftsführer Thomas Randisek ergänzt: »Wir müssen jetzt Verhandlungen über dringend notwendige Valorisierungen für 2012 und danach führen!« Doch mit wem?

Der Dachverband schlägt zudem vor, sämtliche durch das leer stehende Kultur-Büro eingesparten Mitteln – dazu zählen die Gehälter des pensionierten Referatsleiters und seiner Sekretärin – der freien Kultur Salzburgs zur Verfügung zu stellen!

Presseaussendung mit Fotos
Dachverband Salzburger Kulturstätten
Mag. Thomas Randisek

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