Reinhard Lackinger: Ernest Hemingway

Unlängst und zum 50. Todestag Hemingways hieß es in alpenländischen Zeitungen, der amerikanische Prosaautor und Begründer des Eisbergmodells passe nicht mehr ins einundzwanzigste Jahrhundert.

Natürlich nicht! Schriftsteller, die nach wie vor menschlichen Schwächen und Tapferkeit, sowie einem Augenblick der Wahrheit nachstellen, haben in unserem Zeitalter nichts mehr verloren!

Literatur brauche keine Wirklichkeit mehr, die aus sozialem Kleinkram besteht, heißt es in den Reihen der heutigen Literaten. Jeder Text schafft seine eigene Wirklichkeit, behaupten sie. Eine Schriftstellerin, die beteuert, ihre Texte mit Herzblut geschrieben zu haben, wird sofort als enfant terrible des Literaturkreises abgestempelt.

Wahrlich, in einem Land, das seit vielen Jahrzehnten keinen blutigen Konflikt mitmacht hat einer, der freiwillig in den Krieg zog, nichts verloren … und in unserem vegetarischen Zeitalter will unsereiner von Jägern und Fischern nichts mehr wissen und jetzt, nachdem Katalunien die Stierkämpfe verboten hat, sind Romane wie Fiesta ohnehin passé!

Irgendwie erinnert mich dieser Abschuß Ernest Hemingways an das Verschwinden der Karl-May-Bücher aus den Regalen der Städtischen Bücherei Kapfenbergs in den 50er Jahren. Damals ging es um einen weißen Jäger, der sich in einen schönen und jungen Apatschenhäuptling verliebte.

Ich denke, die Abfuhr, die Hemingway anlässlich seines 50.Todestages in unserem niedlich-kleinen Alpenland einstecken musste, wird ihm wohl nichts anhaben können!

Salvador, 5. Juli 2011

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