LA STRADA – Schauspielhaus Salzburg

La Strada

La Strada

Mit der Bühnenadaption von Fellinis gleichnamigem Filmmeisterwerk aus dem Jahre 1954 hat das Schauspielhaus Salzburg am 15. September 2011 die neue Theatersaison eröffnet. Der künstlerische Leiter des Hauses, Robert Pienz, führt nicht nur Regie, er hat auch gemeinsam mit Fabio Buccafusco Lieder komponiert, die für eine ganz spezielle italienische Atmosphäre sorgen.

Von Elisabeth Pichler

Wer Fellinis Film kennt, hat sicherlich noch ein paar sehr eindrucksvolle Bilder im Kopf, denn Anthony Quinn faszinierte als brutaler Zampano und Giulietta Masina ist in der Rolle seiner bedauernswerten Gehilfin Gelsomina mit ihrem todtraurigen Augenaufschlag in die Filmgeschichte eingegangen. Die Tragödie dieser zwei Straßenkünstler und ihr Leben am Rande der Gesellschaft gehen auch heute noch unter die Haut. Schon der Beginn ist bedrückend, muss doch eine Mutter ihre Tochter für 10.000 Lire an einen „Kettenzerreißer“ verkaufen, um den Rest der Kinderschar ernähren zu können. Dieser Zampanao ist ein rauer, gefühlskalter Kraftlackl, der für die etwas langsame Gelsomina und ihre Träumereien wenig Verständnis aufbringt. Er schlägt und betrügt sie und behandelt sie schlechter als jeden Hund. Doch dankbar für jede noch so kleine Aufmerksamkeit, findet sie nicht die Kraft, ihn zu verlassen, auch nicht als sie Matto, einen unternehmungslustigen, stets gut gelaunten, jungen Hochseilartisten, kennenlernt. Das tragisches Ende ist vorprogrammiert, denn der Erzähler warnt bereits zu Beginn: „Diese Geschichte endet mit dem Tod, wie jede gute Geschichte.“

Der Sand einer Zirkusmanege bedeckt den Boden, eine große Treppe beherrscht den Raum, im Hintergrund verweisen Bilder auf die Reisen durch italienischen Dörfer und Städte (Bühne: Maria-Isabel Graf). Benjamin Plautz fällt die undankbare Rolle des bösartigen und gefühlskalten Zampano zu. Er wirkt vielleicht etwas zu angestrengt, doch gelingt es ihm souverän, den ganzen Abend über seinen finsteren Gesichtsausdruck beizubehalten. Die Sympathien des Publikums sind ganz auf der Seite von Katharina Pizzera, der armen gequälten Gelsomina, die fassungslos ist angesichts der Brutalität ihres Herrn und Meisters und doch nie ihre etwas naive Begeisterung verliert. Maximilian Pfnür gibt den Hochseilartisten Matto, einen „verrückten Kerl“, der mit seinen Provokationen den finsteren Zampano bis aufs Blut reizt, doch die gutmütige Gelsomina schwer beeindruckt. Ute Hamm überzeugt nicht nur als bedauernswerte Mutter, die ihr Kind verkaufen muss, sie begeistert auch als liebestolle Witwe und Wirtin und vor allem als abgetakelte Schönheit der Nacht. Bald darauf erscheint sie als fromme Nonne, bevor sie Olaf Salzer, dem Zirkusdirektor, als Gattin zur Seite steht.

Die poetische Seite dieser Geschichte wird durch die wunderbare Bühnenmusik und die vielen italienischen Lieder, die von den Mitgliedern des Ensembles vorgetragen werden, betont. Diese elf „Canzone della strada“ von Fabio Buccafusco & Robert Pienz sind auch als CD erhältlich.  Eine gelungene Inszenierung, ein eindrucksvoller Abend, der Lust macht, sich den Filmklassiker nochmals zu Gemüte zu führen.

LA STRADA – Schauspiel nach dem Drehbuch von Federico Fellini, Tullio Pinelli und Ennio Flaiano von Gerold Theobalt. Regie: Robert Pienz. Ausstattung: Maria-Isabel Graf. Komposition: Fabio Buccafusco & Robert Pienz. Dramaturgie: Birgit Lindermayr. Mit: Benjamin Plautz, Katharina Pizzera, Maximilian Pfnür, Ute Hamm, Olaf Salzer. Am Piano: Fabio Buccafusco. Bilder von Eva-Maria Griese und Monika Schuller

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