„Meine Preise“ – von Thomas Bernhard

1980 schrieb Thomas Bernhard diesen Prosatext in neun Kapiteln, der 2009 im Suhrkamp Verlag publiziert wurde. Das Salzburger Landestheater übersiedelt für die szenische Lesung dieser autobiografischen Erzählungen in den wunderschönen Ständesaal der Salzburger Residenz im Salzburg Museum.

Von Elisabeth Pichler

Als bekennende Bernhard-Liebhaberin habe ich dieses Buch sofort nach Erscheinen verschlungen und mich dabei köstlich amüsiert. Thomas Bernhard berichtet detailliert über die zahlreichen Ehrungen, die er nur äußerst widerwillig über sich ergehen ließ. Besonders schlecht kommen dabei die Minister und sonstigen Preisverleiher weg. Er fand diesen Literaturpreiszirkus zwar „abstoßend und ekelerregend“, doch den mit den Preisen verbundenen Dotierungen konnte er nicht widerstehen.

Wie bei jeder richtigen Preisverleihung darf auch an diesem Abend die musikalische Umrahmung nicht fehlen. Das Kairós-Quartett Salzburg sorgt mit kurzen Stücken – von Vivaldi bis Schubert – für ein stimmungsvolles Ambiente. Eine feine Dame im eleganten, roten Kleid mit Perlenkette nimmt auf einem Korbsessel Platz. Es ist Eva Christine Just als Thomas Bernhards „Lebemensch“ Hedwig Stavianicek,  die ihn moralisch unterstützen und so manche Preisverleihung mit ihm ertragen wird. Viel hat sie jedoch nicht zu sagen, denn Thomas Bernhard ist in seinem Ärger kaum zu bremsen. Werner Friedl, in der Rolle des polternden Schriftstellers, versucht erst gar nicht dessen Stimme, Mimik oder Gestik zu imitieren. So fehlt diesen Schimpftiraden etwas der ironische Unterton, den ich aus der Stimme Thomas Bernhards immer herausgehört habe. Doch Werner Friedl meistert die Texte mit Bravour und sorgt für einen sehr vergnüglichen Abend. Einen absoluten Höhepunkt stellt die Schilderung der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur dar, denn leider erhielt Thomas Bernhard nur den kleinen Staatspreis: „Der kleine Staatspreis ist über dreißig eine Gemeinheit und da ich schon beinahe vierzig bin, ist er eine ungeheuere Gemeinheit.“ Doch äußerst selbstkritisch stellt er fest: „Ich bin nicht gewillt, fünfundzwanzigtausend Schilling abzulehnen, ich bin geldgierig, ich bin charakterlos, ich bin selbst ein Schwein.“

Den Literaturpreis der Bundeswirtschaftskammer nahm Thomas Bernhard hingegen mit Freude entgegen, denn er sah darin eine Bestätigung für seine „nützliche Zeit“ als Kaufmannslehrling. Auch für den damaligen Präsidenten der Salzburger Handelskammer Haidenthaller findet er nur lobende Worte.

Das edle Ambiente, die stimmungsvolle Musik passen hervorragend zu diesem heiteren Thomas-Bernhard-Abend, der Lust darauf macht, das Buch nochmals zu lesen, denn den unvermeidlichen Kürzungen sind doch einige besonders witzige Anekdoten zum Opfer gefallen.

„Meine Preise“ von Thomas Bernhard. Szenische Einrichtung: Cornelius Gohlke. Mit: Werner Friedl und Eva Christine Just. Dramaturgie: Tobias Hell. Kairós-Quartett Salzburg. Fotos: Jürgen Frahm

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