Vor dem Ruhestand

Das Salzburg Landestheater setzt seinen Thomas-Bernhard-Schwerpunkt fort und bringt diese bitterböse „Komödie von deutscher Seele“ über den Gerichtspräsidenten Rudolf Höller, einen ehemaligen SS-Offizier und stellvertretenden Kommandanten eines Konzentrationslagers, und seine beiden Schwestern zur Aufführung. Das intime Marionettentheater ist ein passender Rahmen für dieses makabere Kammerspiel.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Vera bügelt mit Hingabe die Richterrobe ihres geliebten Bruders Rudolf und schwelgt in Vorfreude auf das große Fest, denn es ist der 7. Oktober, Himmlers Geburtstag, und der wird in diesem Haus jedes Jahr groß gefeiert: „An diesem Tag ist es immer trüb, aber das gibt ihm eine gewisse Festlichkeit.“

Clara, ihre jüngere Schwester, die verbittert und frustriert im Rollstuhl sitzt, findet die Zeremonie zwar pervers, doch schafft sie es nicht, sich dagegen zu wehren.

Sie wurde letztes Jahr sogar gezwungen, sich die Haare rasieren zu lassen und Sträflingskleidung anzulegen, um die Feier möglichst authentisch zu gestalten. Die beiden grundverschiedenen Schwestern liefern sich wilde Wortduelle. Als der Bruder auftaucht, eskaliert die Situation völlig.

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