Szenen einer Ehe

Szenen einer Ehe

Das Stück des schwedischen Regisseurs entstand 1972/73 als sechsteilige Fernsehserie. Aufgrund des großen Erfolges folgte 1974 eine gekürzte Kinofassung. Nun ist die Bühnenversion dieses Beziehungsdramas im Schauspielhaus Salzburg zu sehen.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Szenen einer Ehe zeigt prototypisch, was vielen Paaren passiert, die lange verheiratet sind und sich im Alltag entfremden. Johan (Harald Fröhlich) und Marianne (Ulrike Arp) führen eine scheinbar glückliche und harmonische Musterehe. Doch schon seit langer Zeit werden Konflikte nicht mehr offen ausgetragen, sondern verdrängt und belasten unterschwellig die Beziehung. Als die Liebe abhanden kommt, verliebt sich Johan in die junge Studentin Paula und verlässt Marianne.

Thomas Pfertner als androgyner Amor liest uns zur Einstimmung aus dem „Hohen Lied der Liebe“ von Paulus vor. Weiters werden wir davon in Kenntnis gesetzt, dass er in diesem Stück „alle anderen“ darstellen wird, und da sich das Geschehen fast ausschließlich in Dialogen abspielt, treibt er die Geschichte voran und leitet mit seinem Saxophon von einer Szene in die nächste über. Er schickt uns auch, nachdem Johan Marianne verlassen hat, in die Pause, denn ein bisschen Nachdenken könnte ja nicht schaden.

 

Die Stimmung hat sich nach der Pause geändert, Kriegsbemalung wurde aufgetragen, jetzt geht es zur Sache, da wird nichts mehr unter den Teppich gekehrt, da wird gekämpft. Faszinierend wie Ulrike Arp die Wandlung von der sanften, verständnisvollen zur enttäuschten, verzweifelten Ehefrau bis hin zur hasserfüllten, wütenden Furie schafft.

Elina Finkels originelle Inszenierung hat viele skurrile Elemente und kommt mit drei Personen und einigen Masken aus. Vier weiße Ledersessel und vier Stehlampen werden je nach Bedarf samt den Wänden hin und her geschoben, und so befinden wir uns einmal in der Wohnung, dann wieder im Wochenendhaus oder in Johans Büro. Tobias Kreft hilft unserer Fantasie auf die Sprünge, denn während das Ehepaar oft nur schweigend im Sessel sitzt, bekommen wir jede Menge Hintergrundinformation, der intensive, oft auch intime Charakter dieses Kammerspieles bleibt dadurch immer erhalten.

Bergmans Stück ist heute wohl aktueller als vor gut 30 Jahren. Die Institution Ehe in ihrer herkömmlichen Starrheit wird immer mehr in Frage gestellt, Lebensabschnittspartner werden bevorzugt. Dieser „Dialog-Roman“, wie Bergman sein Stück selbst nannte, regt zum Nachdenken an – egal, ob Personen mit oder ohne Ehering.

PREMIERE: 8. JÄNNER 2009 / SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / Von Ingmar Bergmann / Mit: ULRIKE ARP, HARALD FRÖHLICH, THOMAS PFERTNER / REGIE: ELINA FINKEL / AUSSTATTUNG: TOBIAS KREFT / Fotos: Anna-Maria Griese

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