Der Brandner Kaspar und das ewig Leben

Mit einer bayerischen Kult-Komödie eröffnet die Spielgemeinschaft des Theaters Holzhausen die Herbstsaison. Die Titelfigur, der Brandner Kaspar, stammt aus der Feder von Franz von Kobell (1803-1882). Sein Ururgroßneffe Kurt Wilhelm bearbeitete 1975 das Werk seines Vorfahren und diese Fassung, der er die „himmlischen Szenen“ hinzugefügt hat, sorgt auf zahlreichen Bühnen für beste Unterhaltung.

Elisabeth PichlerVon Elisabeth Pichler

Der Brandner Kaspar lebt mit seiner Enkelin, der tugendsamen Marei, auf einer Alm in Oberbayern. Er arbeitet als Jagdhelfer, doch auch das Wildern kann er mit seinen 72 Jahren noch immer nicht lassen. Eines Tages klopft eine mysteriöse, schwarzgekleidete Gestalt an seine Tür, es ist der Boandlkramer, der Tod persönlich, der den Kaspar ins Jenseits geleiten soll.

Der ist jedoch absolut noch nicht bereit und versucht, den armen Knochenmann mit „Kerschgeist“ abzufüllen. Dieser ist ganz begeistert von dem wärmenden Getränk und nach 12 Stamperl lässt er sich zu einem Kartenspiel überreden. Kein Wunder, dass er nicht bemerkt, wie er „beschissen“ wird. Dem Kaspar muss er noch einige Lebensjahre zugestehen und unverrichteter Dinge abziehen. Wie soll er das nur seinen Vorgesetzten erklären?

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„Hohläugig und spindeldürr“ steht der Boandlkramer in der Tür des Bauernhauses, ein Bote aus dem Jenseits, der trotz seines furchterregenden Äußeren sehr menschliche Züge aufweist. Die Unterhaltung zwischen dem zunehmend beschwipsten Gast und dem schlitzohrigen Brandner Kaspar zählt zu den Höhepunkten des Abends. Die Schilderungen der ewigen Glückseligkeit klingen sehr verlockend, doch auch die Ausreden des alten Schlawiners sind einfach köstlich.

Gunther Boennecken ist als Tod eine echte Sensation. Er überzeugt als menschelnder, etwas naiver Tod mit eigenartig säuselnder Stimme, man könnte direkt Mitleid mit ihm haben. Fritz Niederreiter schafft als Brandner Kaspar die Wandlung vom stolzen Wilderer zum gebrochenen alten Mann. Die Bühne ist sparsam ausgestattet, gibt es doch ständig einen Wechsel zwischen der Bauernstube und dem bayerischen Weißwursthimmel. Hier herrscht zwar der heilige Portner (Hl.Petrus), doch steht auch er dem Kartenspiel und einer Maß Bier nicht ablehnend gegenüber. Kein Wunder, dass der Brandner Kaspar – eigentlich nur auf Stippvisite – schwer begeistert ist und von einer Rückkehr in das Jammertal des Lebens nichts mehr wissen will.

„Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ ist eine wunderbare bayerische Komödie, echtes Volkstheater. Mit Witz und Ironie wird die Angst des Menschen vor dem Tod behandelt. Das spielfreudige Ensemble wurde vom Publikum mit stürmischem Applaus gefeiert. Die temporeiche Inszenierung von Matthias Hochradl bietet beste Unterhaltung für Jung und Alt.

„Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ von Kurt Wilhelm. Komödie nach einer Erzählung, Motiven und Geschichten von Franz von Kobell. Regie und Bühne: Matthias Hochradl / Theater Holzhausen. Kostüme: Franziska Zauner. Mit: Fritz Niederreiter, Julia Görg, Florian Patsch, Hermann Seidl, Christa Landrichtinger, Gunther Boennecken, Stefan Adamski, Verena Ehrschwendtner, Gerold Schneider, Richard Harfmann. Fotos: Hannelore Armstorfer

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