Das Stille Nacht Museum Arnsdorf, aus der Sicht der Ausstellungsgestalterin

Stille Nacht
Ilse Renate Pürstl

Wie definiert sich eigentlich ein Museum? Sind Originalschauplatz und historische Ausstellungsstücke in ihrer ganzen Fülle bereits ein Museum? Je mehr Objekte desto besser?

Von Ilse Renate Pürstl.

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dann das eine oder andere als nicht aus der Zeit oder ohne einen Bezug zur Aussage des Museums. Aber so genau sieht eh niemand hin. Je mehr da ist, desto ungenauer schaut man hin, das weiß man. Das Auge will alles ‚konsumieren’ (man hat ja auch für ‚alles’ den Eintritt bezahlt!), und streift trüb vorbei. Alles herzuzeigen, was man hat, käme einer Frau gleich, die ihren gesamten Schmuck auf einmal zur Schau trägt, um ihre Ausstrahlung zu unterstreichen. Möglich, aber überdenkenswert. Das neu gestaltete Stille Nacht Museum setzt auf Authentizität. Möchte mit einem Originalschauplatz punkten. Das neue Konzept setzt bei der Schlichtheit von Grubers Leben an. Wie stellt sich aus heutiger Sicht ein einfaches, karges Leben dar?

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Ich habe in der Neugestaltung den Gehalt des Museums auf Aussagen aus Grubers Leben und unschätzbare Preziosen aus seiner Zeit reduziert. Kargheit übersetzt sich nicht in eine Fülle von Exponaten. Die Restaurierung der Substanz lässt Luft herein. Klarheit, Helligkeit und ein guter Geruch haben Einzug gehalten. Wo andernorts Absperrungen die Besucher von den Exponaten fernhalten, wird hier in Grubers ‚Klassenzimmer’ eingeladen, Platz zu nehmen. Auch vor den historischen Krippenfiguren ermöglichen Sitzgelegenheiten dem Betrachter, Ruhe und Kontemplation zu erleben.

Es ist die Aufgabe eines Museums zu sammeln, zu bewahren, zu restaurieren und auszustellen. Die wichtigste Aufgabe eines jeden Museums ist es jedoch, in den Dienst der Besucher zu treten, d.h. Leben in das historische Gemäuer zu lassen. Aber halt, es soll ja Stille herrschen. Stille bedeutet jedoch nicht Stillstand. Gibt es so etwas wie bewegte Stille?

‚Klang und innere Stille’ eine Wiederbelebung

Unter dem Titel ‚Klang und innere Stille’ öffnet sich seit Freitag Abend, 7. Oktober das Museum nun für eine ganz besondere Gruppe von Museumsbesuchern: Unter der Leitung von Frau Mag. Sabine Steingruber Sundari und Frau Mag. Uma Sundari (www.goyoga.at) wird Stille im Museum erfahrbar gemacht: Die neu gestalteten Räumlichkeiten sind Ausgangspunkt für eine Klangreise in die Stille. Im Museum zu stehen, einen Raum auf sich wirken zu lassen, sich seinen eigenen Platz zu suchen und in sich hineinzulauschen war der Auftakt zu intensiver Wahrnehmung.

An fünf hintereinander folgenden Freitagabenden werden die Museumsräume neu beleuchtet, neu wahrgenommen. Jeder Abend widmet sich einem Thema, das sich in der Auseinandersetzung mit Grubers Leben bietet. So wurde am ersten Abend Stille, Ruhe und Gelassenheit erspürt.

Frau Mag. Uma Sundari, die mit tibetischen Klangschalen im Museum arbeitet, über das Projekt:. „Die Räumlichkeiten des Stille Nacht Museums spiegeln und unterstreichen die Wirkung von ‚Go Klang Yoga’: Klang und Yoga. Der Klang führt in die Stille, zum Wesentlichen, lässt Unwichtiges in den Hintergrund treten. Somit verhilft die Klangmassage zu innerer Verbundenheit, versöhnlicher Heil-Werdung. Die eigene Kraft darf wieder zum Vorschein kommen.“

Die Teilnehmer zeigten sich begeistert, oder soll man sagen ‚beruhigt’? Ich möchte mich unter die begeisterten Stimmen mischen: Die Teilnahme an diesem Workshop ist nachhaltig. Die Unruhe und Bedrohung unserer Tage und der Wunsch nach Ruhe und Spiritualität, das sind Themen, die uns mit Grubers Zeit verbinden.

Ein Museum ist nur so sinnvoll, wie es in die Gegenwart hineinreicht. Um die Gegenwart spürbar zu erleben, brauchen wir die Vergangenheit. Um die Vergangenheit zu erahnen, brauchen wir die Verbindung zu heute. Dies ist mit der Umsetzung durch ‚Klang und innere Stille’ auf wunderbare Weise gelungen.

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5 Kommentare zu "Das Stille Nacht Museum Arnsdorf, aus der Sicht der Ausstellungsgestalterin"

  1. Der Spaziergänger | 30. Oktober 2011 um 15:41 |

    Es ist schon bemerkenswert, in welche Richtung sich die Museumsdiskussion enwickelt hat. Ist das Arnsdorfer Museum mit der ältesten in Betrieb befindlichen Volksschule jetzt eine Schule mit angeschlossenem Museum oder ein Museum mit angeschlossener Schule?

  2. Na ja, nur weil etwas alt ist, muss es noch lange nicht zeitgemäss sein! Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kinder einen hervorragenden Unterricht geniessen dürfen, vermutlich kommen keine 10 Schüler auf eine Lehrerin/ Lehrer. Eine individuellere Schülerbetreunung ist wohl kaum möglich und auch ganz sicher nicht für jeden volkschulpflichtigen Lamprechtshausener Schüler finanzierbar!?

    Trotzdem, als Nichtkenner der Schulen sei die Frage gestattet: Wieviele Schüler hat eine Klasse in der VS Lamprechtshausen pro Jahrgang im Schnitt und wie schaut es da in Arnsdorf aus? Wo gehen die Kinder aus Arnsdorf in den Kindergarten? Wo gehen die Kinder aus Arnsdorf in die Hauptschule? Wieviele Einwohner hat Arnsdorf, dass sich dort eine eigene Schule lohnt? Können die Gemeindebewohner frei wählen, in welche Volksschule ihr Kind kommt?

    Schöne Grüsse!

  3. Es kann beides gut weitergeführt werden, die Schule sowie das Museum! Meiner Meinung nach sollten wir stolz darauf sein, die älteste Volksschule Österreichs in unserem Ort zu haben, in der noch unterrichtet wird – und das bekanntlich sehr gut!

  4. Meiner Meinung nach hat das Museum durch die Umgestaltung extrem gewonnen. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Schulbetrieb wirklich notwendig ist. Das jetzt sehr kleine Museum würde sehr viel Platz gewinnen, wäre die Schule nicht mehr da. Interessant ist es schon, wenn sich eine Gemeinde aus Prestigegründen zwei Volksschulen leistet.

  5. Laubfrosch | 28. Oktober 2011 um 07:13 |

    Die Neugestaltung hat aus einem ländlichen Allerweltsmuseum ein wahres Kleinod gemacht! Gratulation an Ilse Renate Pürstl für die gestalterische Leistung und auch Hut ab von der Gemeinde, die sich nach vielen Jahren endlich getraut hat, etwas zu tun.

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