Heimat

Ein Veranstaltungszyklus von :dieRAUM Laufen/ Obb. Vol 2

Am 06.11. 2011 fand in :dieRAUM, Laufen, Rottmayrstrasse 7, der zweite Teil des Zyklusses Heimat, konzipiert von Veronika Konrad und Rochus Gratzfeld, statt. In Form einer bestens besuchten Matinée.

Dieses Mal wurden zwei Projekte vorgestellt, für die Veronika Konrad und Thomas Schlesier verantwortlich zeichnen.

Beide Projekte eint der (temporäre) Verlust von Heimat respektive die (zwangsläufige) Transformation von Heimat in eine zumindest zeitweilig andere Heimatwelt: Hier alte Menschen aus dem AWO Seniorenzentrum Laufen. Sie haben Gegenstände zusammengetragen, die für Sie in ihrer bis zum Lebensende neuen Welt Heimat repräsentieren.

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Veronika Konrad hat die alten Menschen besucht, sie interviewt und Fotos gemacht. Unterstützt wurde sie von Susanne Reuber, Sozialdienstleiterin des Seniorenzentrums. Im Rahmen der Matinée wurden Sprachaufzeichnungen der Interviews wiedergegeben, die Fotos ausgestellt.

Susanne Reuber äußerte ihre persönliche Sicht, die akademische Gerontologin Sonja Schiff gab professionell aber sehr emotional einen ergänzenden Kommentar ab.

Zu Gast waren auch die Damen und Herren des Seniorenheims, die an dem Projekt teilgenommen haben, krankheitsbedingt mit einer Ausnahme.

:dieRAUM öffnete auch die privaten Räumlichkeiten. Zu Erdäpfelsalat und Schnitzeln versammelten sich die Galeristin und ihre betagten Gäste.

Später stieß auch Hermann Meyer zur Tafel hinzu, der die gesamte Veranstaltung stimmungsvoll auf der Mundharmonika begleitete. Ein norddeutsches Unikum, der seine Heimat in Bayern gefunden hat.

Andreas Wagner hatte für Veronika Konrad und Thomas Schlesier die Türen zur JVA Laufen-Lebenau geöffnet. Den beiden Einblicke gewährt. Die Zusammenarbeit mit jungen Häftlingen ermöglicht. Thomas Schlesier erläuterte das Konzept und die Vorgehensweise.

Stahlschubladen haben sie gefüllt, die jungen Gefangenen. Mit ihren Heimatgefühlen.

Berührend, wie auch Andreas Wagner in seiner Eigenschaft als Leiter der JVA Laufen-Lebenau in seiner Rede bemerkte.

Die gefangenen Männer konnten nicht an der Matinée teilnehmen. Dies liegt in der Natur des Freiheitsentzugs. Aber mit ihren Arbeiten waren sie dennoch spürbar in :dieRAUM gegenwärtig.

Herr Wagner hat erläutert, dass sich hier rund 130 Mitarbeiter um die Insassen kümmern. Und noch einmal 35 Externe. Betreute und Betreuer im quantitativen Fastgleichstand. Hat natürlich die Frage aufgeworfen, die immer wieder gestellt wird: „Lohnt sich das?“ Hat sie so beantwortet, wie es auch das Kunstprojekt beantwortet: „Ja!“.

Zwei immer noch tabuisierte Bereiche hat :dieRAUM mit Vol2 in diesem Zyklus aufgegriffen: Das Thema Alter mit dem großen Abschied von HEIMATgestern. Mit dem Loslassen von lieb und teuer. Mit dem Aufzeigen des Schicksals, welches das Schicksal vieler von uns ist und noch vieler mehr sein wird. Und das Thema des temporären Freiheits- und damit Heimatentzuges, wenngleich, wer weiß, wie Herr Wagner bemerkte, eine JVA vielleicht für manche die erste Heimat auf Zeit werden kann? Die erste Heimat in einem bis dahin desaströsen Leben.

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Dorfladen

1 Kommentar zu "Heimat"

  1. Rochus Gratzfeld Rochus Gratzfeld | 7. November 2011 um 14:47 |

    lieber karl, schön, dass ihr beide auch noch vorbeigekommen seid.
    nun, behütete kindheit und jugend sind kein garant.
    verletzungen passieren auch oft unter diesem dach.
    und dann ist da noch die genetik.
    dennoch.
    wir müssen mehr investieren, um intaktes familienleben zu ermöglichen, egal, wie wir familie definieren.
    wir dürfen weiteren kürzungen im sozialbereich nicht zustimmen.
    wir müssen eiem bildungsverfall entgegenwirken.
    allein diese drei massnahmen können mehr für die gesellschaft bewirken, als die rettung aller maroden und profitgierigen finanzinstitutionen zusammen.
    herzliche grüße
    rochus

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