„Zweig.Stellen“ – Theater bodi end sole auf der Edmundsburg

Der 130. Geburtstag Stefan Zweigs wird in Salzburg mit einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Zweigherbst“ gefeiert. „Zweig.Stellen – Szenen einer Sehnsucht“, ein Theaterstück von Christa Hassfurther und Franziska Lipp, feierte am Donnerstag, den 24.November 2011, im Europasaal des „Stefan Zweig Centre Salzburg“ Premiere.

Von Elisabeth Pichler

Vier Personen treffen in einer Hotellobby aufeinander: Mathilde, eine Psychotherapeutin, Irene, eine Zweig-Liebhaberin, Alexander, ein Literaturkritiker, und Dimitri, ein junger Schriftsteller aus Kasachstan. Sie nehmen an einem Kongress für Exilliteratur teil und versuchen gemeinsam, der Person Stefan Zweig auf die Spur zu kommen. Sie bedienen sich einer systemischen Familienaufstellung, um mehr Klarheit über die vielschichtige Persönlichkeit des Dichters zu gewinnen, und stellen Schlüsselszenen nach, die grundlegende Wendepunkte in Zweigs Leben darstellen. Abwechselnd darf jeder von ihnen in die Rolle des Dichters schlüpfen, den Damen helfen dabei ein aufgeklebter Bart und ein schwarzes Haarteil.

Christa Hassfurther hat nicht nur gründlich und ungemein arbeitsaufwändig recherchiert, sondern auch Regie geführt. Passende Textpassagen aus Stefan Zweigs Werken, Briefen und Tagebüchern wurden mit wissenschaftlichen Erkenntnissen der neuesten Biografieforschung ergänzt. Hans-Jürgen Bertram (Alexander), Marion Hackl (Mathilde), Sebastian Krawczynski (Dimitri) und Mareike Tiede (Irene) bilden ein homogenes Ensemble, sie überzeugen nicht nur als Stefan Zweig, sondern auch in vielen anderen Rollen. Die wunderschönen alten Reise- und Überseekoffer zeugen von der großen Reiselust des Dichters und sind überaus vielseitig verwendbar. Mit ihnen lassen sich etwa Stefans Zweigs Utopie des gemeinsamen Europas, der Turmbau zu Babel, und das Paschinger Schlössel am Kapuzinerberg nachbauen. In Brasilien dienen sie als Ehebett und schließlich als Totenbahre.

Ein informativer, doch auch unterhaltsamer Abend. Stefan Zweigs Versuche, bei den Salzburger Festspielen Fuß zu fassen, entbehren nicht einer gewissen Komik. Mareike Tiede beweist in dieser Szene ihre Wandlungsfähigkeit, sehr überzeugend spielt sie den sensiblen Macho. Auf einer großen, weißen Leinwand sind anfangs nur ein paar Buchstaben zu sehen, es kommen jedoch im Laufe des Abends immer mehr dazu, sodass schließlich auf der gesamten Bühnenrückseite ein Stefan-Zweig-Text, getippt auf einer alten Schreibmaschine, erscheint. Im eindrucksvollen Schlussbild werden die Schauspieler immer blasser und verschwinden schließlich ganz. Was bleibt, ist ein Text, der mit den Worten „Was könnte da Schlimmes noch geschehen. Da wären meine Bücher….“ beginnt.“

„Zweig.Stellen“ – Szenen einer Sehnsucht. Ein Theaterstück von Christa Hassfurther und Franziska Lipp. Regie/Dramaturgie/Produktionsleitung: Christa Hassfurther. Recherche: Ilse Lackenbauer, Franz Hasenrader. Inhaltliche Beratung: Klemens Renoldner, Karl Müller. Bühnenbild: Alois Ellmauer. Videoinstallation: Tom Halwa. Mit: Hans-Jürgen Bertram, Marion Hackl, Sebastian Krawczynski, Mareike Tiede. Fotos: theater bodi end sole

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