Braucht Salzburg eine Landesbeauftragte für kulturelle Sonderprojekte?

Dachverband Salzburger Kulturstätten

Braucht Salzburg eine Landesbeauftragte für kulturelle Sonderprojekte?
Der Dachverband Salzburger Kulturstätten sieht ungenutztes Sparpotential und fordert Reformen

In Sachen Schnelligkeit macht der ÖVP Salzburg keiner so schnell etwas vor. Bereits drei Wochen vor dem offiziellen Ausscheiden von Prof. Alfred Winter mit Ende Dezember 2011 als »Landesbeauftragter für kulturelle Sonderprojekte« wurde von Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer (ÖVP) die Nachfolgerin präsentiert. Die SPÖ benötigte drei Monate für die Nachbesetzung der Abteilungsleitung »Referat Kunstförderung« Anfang Oktober 2011 nach der Pensionierung von Dr. Berginz.

Eine Frage muss in Zusammenhang mit der Winter-Nachfolge allerdings gestellt werden: Braucht die Verwaltung des Landes Salzburg, deren Kosten 2012 laut Voranschlag um 2,5 Prozent auf rund 250 Millionen Euro steigen werden (bei gleichzeitiger Kürzung von Kulturförderungen), überhaupt einen derartigen Posten – noch dazu ohne Ausschreibung? Genau hier liegt Einsparungspotential, stellt der Dachverband Salzburger Kulturstätten fest. »In diesem Fall hätte etwas Entschleunigung durchaus gut getan«, sagt Tomas Friedmann, Vorsitzender der Interessensvertretung an die Adresse von Haslauer: »Besser vorher laut nachdenken und dann erst sinnvoll handeln – das könnte Geld sparen helfen, Geld, das andere dringend benötigen.«

Dachverband-Geschäftsführer Thomas Randisek fragt konkret nach: »Würde die Auslagerung der Agenden an einen Kulturmanager bzw. eine Kulturmanagerin dem Steuerzahler nicht wesentlich günstiger kommen? Welche Aufgaben werden denn in einer derartigen gut dotierten Beamtenfunktion im Detail ausgeübt? Braucht das Land überhaupt eine eigene Stelle für kulturelle Sonderprojekte?«
Fragen, die sich aufdrängen, denn: Landesausstellungen gibt es im Bundesland Salzburg – aus guten Gründen – keine mehr. Was macht also die neue Landesbeauftragte? Seinerzeit entstand das Büro »Kulturelle Sonderprojekte« ja in Zusammenhang mit einem umfassenden Projekt zur kulturellen Regionalisierung, das bei der Schaffung des Nationalparks Hohe Tauern (1984) initiiert wurde. Wer jedoch heute unter aktuellen Veranstaltungen auf der Homepage des Landes Salzburg sucht, der findet als jüngste Eintragung die Ankündigung einer Veranstaltung vom Oktober 2010, sowie – zweitaktuell – eine Ankündigung des »Haydn Jahr 2006«.

Allerdings: Das Büro für kulturelle Sonderprojekte vergibt auch Förderungen. Nur: Nach welchen Kriterien wird wieviel an wen ausgeschüttet? Zuletzt betrugen die Mitteln aus dem Topf »Kulturelle Sonderprojekte« im Jahr 2010 laut Landes-Rechungsabschluss 349.000 Euro. Der Dachverband kritisiert, dass – im Unterschied zu allen anderen Kulturförderungen – nicht öffentlich nachvollziehbar ist, an welche Institutionen oder Personen welche Förderungen zu welchem Zweck ausbezahlt wurden bzw. werden. Oder gibt es in irgendeiner Schublade eine Dokumentation?

Die Interessenvertretung von 75 zeitgenössischen Kulturveranstaltern im Bundesland Salzburg mit insgesamt rund 1 Million Besuchern appelliert an die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP im Sinne einer sparsamen Nutzung von öffentlichen Geldern:

1. Das Büro für Kulturelle Sonderprojekte soll mit Beginn des Ruhestandes von Alfred Winter per 1. Jänner 2012 ersatzlos geschlossen werden.

2. Alle in diesem Zusammenhang frei werdenden, budgetierten finanziellen Mitteln sollen zur Erhöhung des »freien Kulturbudgets« verwendet werden – für dringend notwendige Valorisierungen, für Künstlerprojekte, für Strukturförderungen und vor allem für die unterdotierten Bereiche Freie Theatergruppen und Freie Filmförderung sowie zur Installierung eines Topfes »Landesfonds für Alternativ-Medien«.

3. Die Fördermittelvergabe der frei werdenden 350.000 Euro soll künftig an das bestehende Referat für Kunstförderung angegliedert und öffentlich dokumentiert werden.

Für Beratungsgespräche steht man grundsätzlich zur Verfügung, so der Dachverband Salzburger Kulturstätten abschließend.


Presseaussendung
Dachverband Salzburger Kulturstätten
Mag. Thomas Randisek
Dreifaltigkeitsgasse 3/3
5020 Salzburg
Tel: 0662 – 87 99 57
Mobil: 0650 – 970 29 08
http://www.kultur.or.at
http://www.kultplan.at
fair pay für kulturarbeit: kultur muss sich lohnen

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