Joachim Habersack, Klarinetterer.

Der letzte Ton des Klarinettendivertimentos in Fis Dur war kaum verklungen, als i mei Klarinetten schon eingepackt hatte. Ich hasste sie! Und wie ich sie hasste, diese schwarze Holzkarotte!

Eine Woche noch und i bin in Pension. Endlich frei vom ewigen Notnlesen, von lästigen Dirigenten, von intriganten Kollegen, vom Notenwart, dem Trottel, vom widerlichen Schlagwerker, dessn Mundgeruch das Gespött des ganzen Orchesters war, von der Flötistin, auf die ich mal so scharf gewesen war, die’s jetzt mit dem 2. Posaunisten trieb, obwohls den 1. Geiger gheirat hat, und, und, und …

Das Leben würde neu beginnen!
Als ich beim Künstlereingang stand und den Schirm aufspannte, klopfte mir jemand auf die Schuler. Die Flötistin!
– Hi Renate –
– Hallo Jo, kann ich dich kurz sprechen? –
– Aber ja, was gibts denn? –
– Dein Bruder ist doch Arzt und ich bräucht Hilfe. –
– Ja sag schon …-
– I bin schwanger vom Karl, oba i mag koa Kind kriegn.

Könnt dei Bruder da …… ? –
– Hmm, i red mal mit ihm, oba jetzt muaß i zHaus, Tschau, i meld mi. –
Hahaha, des gschiagt ihr Recht, der Kraxn. Jetzt kamats zu mir. Die wird was erlebn! Hat da Posaunist sein Zug ned rechtzeitig aussa zogn, haha.
Klar, am Anfang einer viel versprechenden Karriere kommt sowas ungelegn. Und ihr eifersüchtiger Oida! Eh a schiacha Aff dens nur wegn da Karriere gheirat hat. Des hats jetzt davon.

Mein Bruder hab i am Nachmittag no angrufn, der sagt
– des wird teuer, aber i machs. Soll heut Abend um sechse ind Ordi kommen, wenns geht, serwas. –
Klar wird des teuer, weil i 100% draufschlag! I hab dann glei die Renate angrufn und die war froh.

Am nächstn Tag is die Renate ned zur Prob kommen. I hab in der Pause glei meinen Bruder angrufn doch da war nur der Anrufbeantworter – Ordination geschlossen, in dringenden Fällen … usw.
Des hat mi gwundert und am Nachmittag bin i mal hingfahrn, nachdem sich mein Bruder am Handy a ned gemeldet hat?
I läut – nix. Jetzt bin i gschwind hinters Haus und durchs Gartntürl eine. I steig aufd Terassn und schau durch an Vorhangspalt eine, seh i an nackerten Fuß, vom Esstisch runterhängen. Leckomio, was is des?

I probier die Terassntür und sie geht auf. Da is ma scho a wegerl mulmig wordn. Und wie i ins Wohnzimmer eine bin, hätt mi fast der Schlag troffn!
Die Renate liegt mit gspreizte Haxn am Esstisch und mei Bruder auf ihr drauf. Sie hat den Mund weit aufgrissn und an die Deckn gstarrt und er hat no a Geburtszang in da Hand ghabt. Und die Gartnscher im Genick! A riesn Bluatlache war am Bodn und a Fliegn hat sichs schon gemütlich gmacht.
Mir is schlecht wordn.

Was mach i jetzt? Soll i die Polente holn, oder mi einfach davon schleichn. Genau, des tua i und hab mi gschlichn.
Und grad wie is Gartntürl zumach –
– ja hallo Herr Habersack, is ihr Bruder zHaus? A wissn was, derf i eana die
Post glei ind Hand druckn, danke und hawedehre -.
Des hat ma no gfehlt. Jetzt is guter Rat teuer.
– ja hawedehre – ruf i no, dann war a weg. Da Postler.

I schau die Post an und da seh i, da is a Brief mitn Absender Sepp Feichtner, da Schlagwerker! Na wos??
I geh ins Haus, die zwoa san no oiwei so daglegn. Oba jetzt warn scho drei Flieagn da. I reiss den Brief auf, fallt a Foto ausse. I hebs auf, drehs um, seh i den Posaunistn wiara mein Bruda oan blast! Und im Spiegl hint,
verschwommen den Fritz, den 1. Geiger, mit da Kamera vorm Aug, a nackert. I denk mir – jössas, a bisexuelle Schweinebande, da muss Eifersucht im Spiel sein! Irgendoan war des dann doch zvü!
Auf oamoi hör i, wie die Terassntür vorsichtig aufgmacht wird.

I lass vor lauter Schreck des Foto falln und duck mi unter a Instrumentnkastl. Wer kummt eina – da widerliche Schlagwerker mitn Mundgeruch, da Sepp.
– Jetzt hab i di du Mörder – hab i gschrien und bin mit an Skalpell in da Hand hintern Kastl viere.

Der draht si um, wü bei da Terassntür ausse, oba die is a bissl ghängt und deswegn immer zuagfalln. Es hat klirrt und gscheppert und da Schlagwerker is in da Glastür ghängt mit an Trum Splitter im Hals und s’ Bluat is aussegspritzt bis am Plafond.

  • I wars, und mia tuat nix leid! Dem Luada gschiegt recht und dein Bruada a!
  • ja oba warum bloß – frag i und hab eam im Arm ghaltn. Er war ja scho am hinwerdn und wegn ihr – guat, des hab i verstandn.
  • I hab dein Bruada geliebt und auf oamoi sagt er es is aus, wegn mein Mundgeruch! Und wia i gestern vabeischau siag i eam auf da Renate liegn. Da hab i durchdraht.
  • Ja und des Foto – frag i ?
  • des hab i eam gschickt, weil ihn a wengerl pressn woit, dass er woaß, dass i seine Gspusi nimma toleriern kann und ….. röchl, röchl…… des woit i hoin, damits mi net varratatttt … tatt …..
    Ja, er is dann glei verschiedn. Fliegn warn scho siebane da und i hab hoit die Kieberer angrufn. Da Kommisar Gretzlhuber hat nix mehr z tun ghabt und die Zeitung is kumma und i hab dann a Goldene Krone valiehen kriegt. Weil i so entschlossen den Mörder gfangen hab.

Um mein Bruda hats ma lad tan, er war a rechta Kumpl.

A Guads hats no gabt, des Ganze – i hab oiss geerbt und sitz grad in Mallorca auf meiner Finca und zuzl an vino tinto. Die Klarinettn steht in an Glaskastn und jedsmoi wenn i vurbei geh sag i zu ihr: leckmanoasch!


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Dorfladen

1 Kommentar zu "Joachim Habersack, Klarinetterer."

  1. Dieser Text passt perfekt zu seinen Cartoons und Kochrezepten!
    Gratulation an den umtriebigen Seekirchner Trommellehrer, der sich kein Blatt vor dem Mund nimmt!

    Hanns vo da entern Hoschpaseitn

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