„Hell“ – eine Tanzperformance von Emio Greco/PC

Das Performing New Europe-Festival (PNEU) fand auf Initiative der szene salzburg von 12. bis 15. Jänner 2012 erstmals in Salzburg statt und bot ein dichtes Programm aus Tanz, Theater, Performances, Installationen, Ausstellungen und Filmen. Zur Eröffnung strömte das an zeitgenössischem Tanz interessierte Publikum ins Salzburger Landestheater, um sich vom belgischen Künstlerkollektiv Emio Greco/PC in Dantes Inferno entführen zu lassen.

Von Elisabeth Pichler

Während das Publikum noch seine Sitzplätze sucht, ist auf der Bühne schon die „Hölle“ los. In einer atemberaubenden Introduktion hat jeder der sechs Tänzer seinen großen Auftritt. Zwanzig Minuten lang wird zu Ohrwürmern der 80er- und 90er-Jahre schweißtreibend getanzt und gerockt. Glockenklänge verkünden den Beginn der Reise, den Abstieg in die Unterwelt. Die Tänzer legen ihre schwarzen Einheitskleider ab und sie betreten nun einzeln, bunt und sehr individuell bekleidet, mit einem Notenständer die Bühne. Wir befinden uns in der Vorhölle, in der ein kahler Baum an das verlorene Paradies erinnert und ein Tor zur Unterwelt führt. Stets werden die Tänzer von einem Schatten verfolgt, nun entpuppt sich dieser als Höllenhund bzw. als diabolischer Hausherr, der die armen Sünder zu ständigen Wiederholungen zwingt. Mit todernsten, gequälten Gesichtern müssen sie sich die Seele aus dem Leib tanzen, ob zu Marschmusik oder zu südamerikanischen Rhythmen. Auch die Lichtquellen kommen nicht zur Ruhe, flackernd versuchen sie, die Tänzer einzufangen, und suchen im Zuschauerraum nach neuen Opfern. Die Performance endet mit einem Tanzinferno zu Beethovens Schicksals-Motiv aus seiner 5. Sinfonie. Die Hüllen fallen und plötzlich stehen sie da, nackt und unschuldig wie im Paradies. Ist das die härteste aller Strafen, dass nun alles von vorne beginnt?

Der Italiener Emio Greco, Tänzer, Choreograph und ehemaliges Mitglied der Jan Fabre Kompanie, arbeitet seit 1995 sehr erfolgreich mit dem niederländischen Tanzdramaturgen Pieter C. Scholten zusammen. Gemeinsam schaffen sie einprägsame Bilder zwischen Schönheit und Grauen, ihre Produktionen gastieren weltweit bei wichtigen Festivals.

Begeisterung und viel Applaus für die großartigen Tänzerinnen und Tänzer, die die Bewegungssprache des zeitgenössischen Tanzes perfekt beherrschen und ein – trotz des ernsten Themas – doch auch sehr unterhaltsames, mitreißendes „Tanz-Theater-Pop-Revue-Konzert-Stück“ auf die Bühne zauberten.
Weitere Informationen zu PNEU unter: www.pneu-festival.net Fotos: © Wolfgang Kirchner

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