Barfuß. Nackt. Herz in der Hand

Ein Brandanschlag, den Jugendliche 1993 in Solingen auf das Haus eines türkischen Gastarbeiters verübten, veranlasste den im Iran geborenen Schauspieler, Regisseur und Autor Ali Jalaly zu diesem Monolog, in dem Ali, Moslem, Familienvater und Müllmann, über sein Leben in Deutschland erzählt.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Gespenstisch wirkt die Bühne mit den fünf Sesseln, auf denen Puppen ohne Arme und Beine lehnen. Ali stellt sie uns vor: die reiche alte Dame in ihrer feinen Bluse, den Chef Emil, den Arbeitskollegen Gottfried und auch seine geliebte Frau und seinen kleinen Sohn, die beide bei einem von Skinheads verübten Brandanschlag ums Leben gekommen sind. Er erzählt uns in gebrochenem Deutsch über seine Probleme mit der deutschen Sprache und Kultur.

Wieso sitzt diese alte Dame, die so wunderbar nach Rosen „stinkt“, immer ganz alleine am Fenster und zählt Autos und Menschen? Wieso machen ihre Kinder Karriere und kommen nur zu Weihnachten auf Besuch? In Deutschland herrschen eigenartige Sitten, da halten sich die Menschen die unsauberen Hunde, anstatt eine richtige Familie zu gründen: „Ein richtiger Mann ist immer drei, eine Frau, ein Mann und ein Kind.“ Erst gegen Ende des Abends bringt Ali die Kraft auf, über den schrecklichen Brandanschlag zu berichten, und bleibt trotz aller Verzweiflung und Bitternis ganz ohne Hass.

Jurij Diez, der in Kasachstan geboren wurde und in Russland aufgewachsen ist, lebt als freier Schauspieler in Österreich und Deutschland. Er überzeugt in der Rolle des Müllmannes Ali, der seine Ansichten über Land und Leute so naiv erzählt, dass auch die Komik nicht zu kurz kommt.

In der anschließenden Publikumsdiskussion gestand der Autor Ali Jalaly, dass er kurz nach dem Brandanschlag in Solingen ein v…

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