„La Traviata“ im Haus für Mozart am 11.3.2012

Andreas Gergen (Regie) transponiert „La Traviata“ („die vom Weg Abgekommene“) aus dem Paris des 19.Jahrhunderts in die Gegenwart. In der ersten Szene erfährt die Edelprostituierte Violetta, dass sie schwanger ist und sie leidet an Schwangerschaftsproblemen (in der Originalvorlage ist sie an Schwindsucht erkrankt). Das Bühnenbild (Stephan Prattes) lässt uns in die verschiedenen Zimmer eines Bordells blicken, in denen die Damen ihren Geschäften nachgehen (allerdings müssen sie ihre Kunden erst von den Laptops loseisen). Violetta im Marilyn Monroe Look ist mit dem Grafen Douphol liiert, doch sie sehnt sich nach echter Liebe, diese scheint sie in der Gestalt von Alfredo Germont gefunden zu haben.Trotz aller gesellschaftlicher Bedenken zieht sie mit ihm auf das Land (in einem Wohnmobil inkl. Lagerfeuer) und verkauft ihre Besitztümer, um das gemeinsame Leben zu finanzieren. Alfredos Vater besucht Violetta und fleht sie an, auf Alfredo zu verzichten, da sonst dessen Schwester von ihrem Verlobten nicht geheiratet wird.

Schweren Herzens unterzeichnet Violetta den Vertrag, verlässt Alfredo und kehrt zu ihrem alten Leben in Paris zurück. Alfredo weiß nicht warum Violetta das getan hat und beim ersten Zusammentreffen auf einem Maskenball beschimpft und schlägt er sie, bis er von seinem Vater zurechtgewiesen wird. Er enthüllt seinem Sohn, dass Violetta auf sein Drängen hin Alfredo verlassen hat. Baron Douphol fordert Alfredo zum Duell. Einige Wochen später, Violettas Schwangerschaft ist jetzt deutlich sichtbar, verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand. Alfredo und Violetta beschwören ihre Liebe – allerdings über Skype (!?). Alfredos Vater kommt und bittet um Verzeihung, Violetta erleidet eine Fehlgeburt und verstirbt.

Violetta (Gladys Rossi), Alfredo Germont (Luciano Ganci) und dessen Vater Giorgio (Michele Calmandi ), alle drei Gastsänger, machen die Inszenierung zu einem musikalischen Genuss. Auch die anderen SängerInnen in kleineren Rollen und die Balletteinlage – sehr gut. Bühnenbild (Stephan Prattes) und Kostüme (Susanne Hubrich) absolut spannend und sehenswert. Die Ideen der Regie waren für mich teilweise unlogisch –warum sollte eine Frau heute noch an einer Fehlgeburt sterben, wenn sie ständig von Technik und einem Arzt umgeben ist, da wäre vielleicht AIDS plausibler gewesen .
Nach der ersten Szene im Bordell kam es zu Buhrufen, die aber schnell von Bravorufen übertönt wurden. Am Ende überwog enthusiastischer Applaus – besonders auch für das Mozarteumorchester unter der Leitung von Leo Hussain.

„La Traviata“, Dramma gioccosa von Giuseppe Verdi, Libretto von Francesco Maria, Piave. Uraufführung 1853 in Venedig. Première des Salzburger Landestheaters im Haus für Mozart am 11.3.2012. Fotos: Christina Canaval

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2 Kommentare zu "„La Traviata“ im Haus für Mozart am 11.3.2012"

  1. Schleiereule | 13. März 2012 um 11:56 |

    Ich finds auch irgendwie unlogisch, wie im elektronischen Zeitalter jemand so einfach an einer Fehlgeburt stirbt.
    Gerade für die heutige Zeit und das Brufsmilieu, in dem sich Violetta befindet, wäre AIDS schon logischer gewesen.
    Was ich von den Fotos sehe und von der Musikbeschreibung gehört habe, hätte es mir sicher sehr gut gefallen! Es muss ja nicht immer alles beinhart logisch sein, in der Kunst schon gar nicht! 🙂

    HUHU!

  2. Heide-Maria Müller | 12. März 2012 um 19:03 |

    Liebe Elisabeth !
    Habe ich auch zuerst geglaubt, aber dann habe ich das Spiel mit der Puppe als Vorfreude auf das Kind gesehen und schließlich ist sie ja dann an einer Fehlgeburt gestorben. Aber vielleicht war diese durch den vorhergegangenen Abortus verursacht – man sieht Herr Gergen gibt einem zu denken.
    Liebe Grüße
    Heidi

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