Johann Weilharter: Die Lebensader Mur

Mur durch Ramingstein vom Promenadensteg. Alle Fotos: Johann WeilharterMur durch Ramingstein vom Promenadensteg. Alle Fotos: Johann Weilharter

Ignaz Kürsinger, Lungau, S. 328: “Die Schnelligkeit des vom Sturmwinde gepeitschten Brandes und seiner Glühhitze war an diesen verhängnisvollen Tagen so außerordentlich, daß Manche, um nicht zu verbrennen, geradewegs der Muhr zuliefen, und sich bis an den Hals untertauchten.” (Ramingsteiner Waldbrand 1841)

Johann WeilharterVon Johann Weilharter aus Ramingstein im Lungau

Ein unmoralisches Projekt

Die Salzburg AG plant in Ramingstein ein Ausleitungskraftwerk mit einer Leistung von 24 MW zu errichten. Dazu soll ein Großteil des Murwassers ab einer Wehranlage nahe Tamsweg durch einen ca. 8 km langen Triebwasserstollen mit 5 m Durchmesser abgeleitet werden. In der über 12 km langen Ausleitungsstrecke würde im schlechtesten Fall lediglich eine Restwassermenge von ungefähr 3m³ pro Sekunde verbleiben.  Dazu soll ein größerer Teil der Mur an allen Ortsteilen unserer Gemeinde vorbei ausgeleitet werden.  Das empört die Ramingsteinerinnen und Ramingsteiner.

Ein „verstaubtes“ Projekt

Das Projekt ist weder neu noch innovativ. Schon in den Achtziger und Neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben wir uns vehement dagegen ausgesprochen. Es entspricht weder den ökologischen noch den ökonomischen Entwicklungszielen der Gemeinde Ramingstein und hätte eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität in Ramingstein zur Folge.

Mur in Hintering

Ramingstein hat sich in den letzten Jahren auch kulturell bekannt gemacht: „Kultur an der Mur“ und weitere Veranstaltungen am Jagglerhof in Madling bzw. in der Fabrik (ISOSPAN) und auf Burg Finstergrün (Theater, Ausstellungen, Konzerte) sind österreichweit bekannt geworden. Voriges Jahr gab es ein Rock-Konzert an der Mur in Kendlbruck beim Landgasthof Weilharter. Da Wassersport wie Rafting und Kajak (wir hatten schon mehrmals Staatsmeisterschaften) nicht mehr möglich wären, wäre der Schaden für den Tourismus im ganzen Lungau erheblich. Darum hat  Gemeindevertretung  einen einstimmigen Beschluss gegen das Ausleitungskraftwerk gefasst.

Ökologisch bedenkliches Projekt

Das Gewässerentwicklungskonzept der Bundeswasserbauverwaltung weist den betroffenen Bereich als ökologisch besonders wertvollen Bereich im Lungau aus. So handelt es sich bei der Schluchtstrecke zwischen Tamsweg und Madling um einen strukturreichen und naturnahen Abschnitt. Auch weiter flussabwärts bis hin zur Landesgrenze sind in der Mur trotz flussbaulicher Beeinflussung noch zahlreiche typische Gewässerstrukturen erhalten.

Mur in Kendlbruck

Das KW Kendlbruck würde somit eine ökologisch sensible und äußerst schützenswerte Flussstrecke zerstören.  Fischotter, Neunauge – was muss sonst noch vorkommen? Will man eine europaweit bekannte Möglichkeit zum Fliegenfischen ruinieren?

Unsere Haltung zu Wasserkraftwerken

Wir haben nichts gegen Wasserkraftwerke.  An den Zuleitungsbächen in Ramingstein und Kendlbruck sind zwei Kleinwasserkraftwerke in Betrieb, ein drittes ist vor der Fertigstellung und ein viertes in Planung.

Mur in Madling

Unser Fluss, die Mur, die im Lungau entspringt und an der kroatisch ungarischen Grenze in die Drau mündet, wird schon oft genug für Wasserkraftwerke genützt.  Er ist unsere Lebensader. Wir Ramingsteinerinnen und Ramingsteiner wollen weiterhin in Ramingstein an der Mur leben.

Mur vor westlicher Ortseinfahrt von Ramingstein.

Für uns RamingsteinerInnen ist die Mur Lebensraum und damit untrennbar mit unserer Gemeinde verbunden. Sie dient uns nicht nur als Erholungsraum, sondern durchzieht als unsere Lebensader alle Gemeindeteile und ist somit auch Teil unserer Identität. Die Salzburg AG plant nun, uns das Wasser abzugraben und uns damit unserer Lebensader zu berauben. Wir werden es nicht zulassen, dass unserem Fluss seine Dynamik und sein Charakter und uns damit ein bedeutender Teil unserer Heimat gestohlen wird.

Weiterführende Infos:

http://www.lebensader-mur.at
http://www.lungaukultur.at
http://www.jagglerhof.at
http://www.burg-finstergruen.at/
http://www.ramingstein.at
http://www.krameterhof.at
Unterstützungserklärung für Plattform Lebensader Mur

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Dorfladen

3 Kommentare zu "Johann Weilharter: Die Lebensader Mur"

  1. Hanns Mayr | 23. März 2012 um 17:41 |

    Die Mur sollte auf jeden Fall so bleiben, wie sie ist. Es ist schon ein Wahnsinn, wohin uns die extreme Energieverschwendung führt, alles muß schneller, einfacher und bequemer werden. Die Anleihen der jetzigen Generation in die Zukunft unserer Kinder sind schlichtweg eine Sauerei!

  2. Ich gebe vielen Menschen völlig recht, das sie schon verzweifelt sind, wobei wichtige Ressourcen unserer Umwelt erst gar nicht genützt werden. Da hier sehr viele politische Blockierer am Werk sind. Wie z.B. die Großglockner Hochalpenstraße, oder das Wasserkraftwerk Kaprun wären zur heutiger Zeit völlig tabu diese Projekte politisch durchzubringen. Es ist ein völliger Stillstand, der uns in der heutigen Zeit nicht mehr weiter bringt. Weil jeder dagegen ist, was ein anderer vorschlägt. Das ist meiner Meinung nach eine Vogel Strauß Politik, man steckt den Kopf lieber in den Sand – und wartet ganz einfach ab, bis sich das Problem von selbst erledigt. Strom wird gebraucht. und zwar immer mehr, man setzt lieber das Florians – Prinzip ein.
    Da konsumieren wir lieber den Graustrom von der Leipziger Strombörse, der vom Atomstrom zum sauberen Ökostrom umgewandelt wird. Dafür können wir mit großen Stolz
    sagen – Österreich ist ja Atom – Frei ! Wenn man auch mit Stromautos fährt, die brauchen auch wieder Strom, der aus der Steckdose kommt – aber woher der kommt fragt keiner !?!

    Das man den schönen Mur – Verlauf verbaut, sehe ich auch nicht ganz zum Vorteil für diese Region. Wie gesagt, es gibt viele Ressourcen unserer Umwelt die man für die Zukunft nützen kann. Dazu sind unsere Politiker gefordert, mit Einbezug unserer Bevölkerung.

  3. Rochus Gratzfeld Rochus Gratzfeld | 20. März 2012 um 21:17 |

    ich bin vorbehaltlos für eine beibehaltung der ursprünglichenMUR!

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