„Jeppe vom Berge“ – Volkskomödie von Ludvig Holberg

Der Wettergott meinte es letzten Samstag gut mit dem GartenLaubenFest im Odeïon und so konnte die Premiere des heurigen Sommertheaters als Freiluftveranstaltung über die Bühne gehen. Das 1722 entstandene Stück des „dänischen Molière“ gilt als erste gesellschaftskritische Komödie der europäischen Theatergeschichte.

Von EliElisabeth Pichlersabeth Pichler

Der Bauer Jeppe ist Stammgast in einer Kneipe, denn zu Hause setzt ihm seine resolute Frau Nille nicht nur Hörner auf, sie prügelt auch ständig mit der Hundepeitsche auf ihn ein. „Ich bin ein Mann von scharfem Verstand, ergo muss ich trinken.“ Auf dem Weg zum Markt, um grüne Seife zu besorgen, kann er der Versuchung nicht widerstehen, das Geld in Branntwein anzulegen.

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Völlig betrunken schläft er im Straßengraben seinen Rausch aus, als die feine Jagdgesellschaft des Barons auf ihn aufmerksam wird. Diese beschließt, sich mit dem armen Bauern einen Scherz zu erlauben. So erwacht Jeppe, in feinste Kleidung gehüllt, schließlich im Schloss, im Bett des Barons. Kein Wunder, dass er denkt, er sei im Paradies. Nur allzu schnell findet er Gefallen an seiner neuen Rolle, bald schon gibt er sich ebenso tyrannisch und hochmütig wie der echte Baron.

Rund um die urige Pawlatschenbühne im Schulhof der Rudolf-Steiner-Schule in Mayrwies gruppieren sich Biertische und heimelige kleine Pavillons, sogar auf einem Balkon kann man Platz nehmen: ein stimmiges Ambiente für einen gemütlichen Theaterabend im Freien. Jurek Milewski brilliert als gutmütiger Jeppe, dem die Bauernschläue stets aus den Augen blitzt. Ein absolutes Kabinettstück ist die Szene, in der er verzweifelt und natürlich völlig aussichtslos versucht, den Verlockungen des Alkohols zu widerstehen. Ihm zur Seite steht Beata Milewska als sein furchteinflößendes, prügelndes Weib Nille. Ungemein wandlungsfähig zeigen sich Jurij Diez, Anna Paumgartner und Gerard Es. Kaum wiederzuerkennen fegen sie, kurz nach ihrem Auftritt in der Kneipe, als feine, etwas durchgeknallte Jagdgesellschaft über die Bühne. Rupert Bopp und Johannes Steiner sorgen nicht nur bei der feuchtfröhlichen Wirtshausszene mit ihrer Live-Musik für beste Stimmung.

Herbert Wochinz und H.C. Artmann haben Ludvig Holbergs Barockkomödie bearbeitet. Mit beißendem Spott und rauer, oft etwas derber Sprache wird aufgezeigt, was Armut aus Menschen machen kann und wie negativ sich Macht, Einfluss und Geld auf den Charakter auswirken können. Eine böse Komödie, ein hochaktuelles Stück, von Reinhold Tritscher temporeich in Szene gesetzt. Ein überaus vergnüglicher Theaterabend, der furchterregende Programmfolder sollte vor einem Besuch nicht abschrecken.

„Jeppe vom Berge“ – Volkskomödie von Ludvig Holberg. Deutsche Bearbeitung Herbert Wochinz und H.C. Artmann. Theater ecce. Regie: Reinhold Tritscher. Kostüme: Nora Fankhauser. Bühne: Alois Ellmauer. Livemusik: Rupert Bopp und Johannes Steiner. Mit: Jurij Diez, Gerard Es, Beata Milewska, Jurek Milewski, Anna Paumgartner. Fotos: Andreas Hauch.

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