„Geierwally“ – auf der Seebühne Seeham

Die tragische Geschichte der rebellischen Wally, die sich gegen die Bevormundung durch ihren störrischen Vater zur Wehr setzt, ist 1875 erstmals in Romanform erschienen. Die Bühnenfassung von Hans Gnant überzeugt durch archaische Kraft. Viel Applaus für das packende Bauerndrama und die beeindruckende Ensembleleistung.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Anfangs ist der Strominger-Bauer stolz auf seine verwegene, starke Tochter, die einen jungen Geier aus einer Felsspalte rettet, in die sich kein Mann hinabzusteigen wagt. Als sie sich jedoch weigert, den vom Vater bestimmten, etwas mürrischen Vinzenz zu heiraten, ist der Konflikt vorprogrammiert. Er schickt seine Tochter erst mal aufs Hochjoch in die Verbannung. Als sie sich nach ihrer Heimkehr weiterhin widersetzt, will sie der dickköpfige Vater in den Keller sperren.

In ihrer Verzweiflung zündet sie die Scheune an und muss fliehen. In dieser schweren Zeit gibt ihr nur die Liebe zum „Bärenjosef“ Kraft. Als dieser jedoch auf Grund eines Missverständnisses ihre Liebe verschmäht, fühlt sie sich zutiefst gedemütigt und sehnt sich nur noch nach Rache.

Steil ragen die schneebedeckten Felsen auf der Seebühne in den Himmel, sie ermöglichen gefährliche Klettertouren und dienen als Fluchtwege. Wenn es dahinter blitzt und donnert wie am Sonntag, dem 8. Juli 2012, mag das zwar sehr imposant sein, ein Sternenhimmel wäre aber beruhigender gewesen. Imposant ist das Bühnenbild von Franz Angerer und Team, in dem weder Bauernstuben noch Marterl fehlen, aber auf alle Fälle. Bianca Huber überzeugt in der Rolle der „Geierwally“, die sich kraftvoll gegen ihren sturen, bösartigen Vater auflehnt, aber auch nach dessen Tod als herrische und rachsüchtige Großbäuerin. Christian Altendorfer, heuer erstmals Obmann des Theatervereins Seebühne, gelingt es als „Bärenjosef“, das Herz der stolzen Wally zu erobern. Franz Hillerzeder tobt als alter Strominger-Bauer furchteinflößend über die Bühne. Michaela Schwab als Magd Regerl und Thomas Herbst als Hüterbub Anderl überzeugen durch Herzensgüte und rührende Naivität. Das gesamte Ensemble besticht durch eine homogene und authentische Leistung, auch die Nebenrollen sind bestens besetzt, vom hilfsbereiten Nachbarbauern Benedikt (Lukas Korber) bis zum alten Knecht (Rudi Waltran).

Generationskonflikte sorgen nicht nur im bäuerlichen Milieu für Zwist und Streit und so ist es kein Wunder, dass dieses stets aktuelle Thema nach der Romanvorlage von Wilhelmine von Hillern bereits mehrfach verfilmt wurde, zuletzt 2005 mit Christine Neubauer in der Titelrolle. Die Seebühne Seeham mit ihren Naturgewalten bietet für dieses packende Drama in der bewährten Regie von Gerard Es einen absolut passenden Rahmen. Für Touristen und Einheimische ein sehenswerter Theaterabend.

„Die Geierwally“ für die Bühne bearbeitet von Hans Gnant. Regie: Gerard Es. Mit: Bianca Huber, Franz Hillerzeder, Rudi Waltran, Lukas Korber, Christian Altendorfer, Cornelia Macher, Wolfgang Neu, Thomas Herbst, Annegret Neuhofer, Michaela Schwab, Werner Dallinger, Christine Altendorfer, Bruno Ziegler. Fotos: Manfred Siebinger

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