„Die Schaukel“ – Jugendstück im Odeïon

Die israelische Autorin Edna Mazya erzählt die Geschichte einer Vergewaltigung und lässt das Publikum in einer Rahmenhandlung auch dem Prozess beiwohnen. Aus dem Spielplatz wird ein Gerichtssaal, das Opfer schlüpft in die Rolle der Staatsanwältin, die Täter werden zu Verteidigern. Premiere dieser Produktion des Theaterkollektivs MAZAB war am 3. Oktober 2012.

Von Elisabeth Pichler.

Eigentlich beginnt alles ganz harmlos. Die 15-jährige Dvori schaukelt für ihr Leben gern auf dem schmutzigen Spielplatz, es kann ihr gar nicht hoch genug gehen. Auch eine jugendliche Clique, alle etwas älter als Dvori, halten sich gerne hier auf, um Basketball zu spielen. Sie tut alles, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie prahlt mit ihren Kenntnissen über Motorräder, und drei Dosen Bier, die trinke sie auf ex. Auf Daniela, das Mädchen der Clique, ist sie nicht gut zu sprechen und so nimmt sie auch deren Warnung, „die wollen dich doch nur verarschen“, nicht ernst. Um dazuzugehören geht sie auf alle Spielchen ein und merkt nicht, wie sie manipuliert wird. Sie hat nur Augen für Alan, den Anführer der Gruppe, doch der lässt sie, als die Spiele eskalieren, kaltblütig im Stich. Die Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch Szenen aus dem Gerichtssaal. Dvori muss erniedrigende Fragen über sich ergehen lassen, auch wird ihr vorgeworfen, den Übergriff durch aufreizende Kleidung und ihr Auftreten provoziert zu haben. Der Urteilsspruch soll hier nicht verraten werden.

Erst schaukelt Anna Paumgartner als Dvori wie ein verspieltes, unschuldiges kleines Mädchen hoch über der Hinterbühne des Dorothea-Porsche-Saales. Als die jungen Burschen auftauchen, täuscht sie Selbstvertrauen und Coolness vor, geschickt verbirgt sie ihre Unsicherheit. Alan (Torsten Hermentin), der Anführer der Jugendlichen, nutzt seine Machtposition schamlos aus. Sela (Herwig Ofner) und Gidi (Maximilian Pfnür), die beiden Täter, sind nur seine Marionetten. Stark auch Christine Winter als Daniela, das Mädchen in der Gang, das von Anfang an ahnt, wohin diese Spielchen führen.

Markus Steinwender hat das starke Stück über sexuelle Gewalt unter Jugendlichen, ein aktuelles und brisantes Thema, beklemmend in Szene gesetzt. Empfehlenswert für Jugendliche beiderlei Geschlechts. Für Erwachsene besonders erschütternd die Gerichtsszenen. Kein Wunder, dass aus Angst vor den Folgen viele Missbrauchsfälle nicht zur Anzeige gebracht werden.

„Die Schaukel“ Schauspiel von Edna Mazya. Für Jugendliche ab 14 Jahren und für Erwachsene. Regie/Bühne: Markus Steinwender. Kostüme: Anne Buffetrille. Schauspiel: Anna Paumgartner, Christine Winter, Torsten Hermentin, Herwig Ofner, Maximilian Pfnür. Eine MAZAB Produktion in Kooperation mit dem Odeïon Kulturforum Salzburg. Fotos: Odeïon

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