Die Jungfrau von Orleans – eine Kriegerin in göttlicher Mission

Friedrich Schillers „romantische Tragödie“ wurde bei der Uraufführung 1801 in Leipzig triumphal aufgenommen und gehörte bald zu den am meisten aufgeführten Stücken des Dichters.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Religiöser Fanatismus ist heute ein überaus aktuelles Thema, auch wenn keine Jungfrauen, sondern Schwarze Witwen als Selbstmordattentäterinnen für Schlagzeilen sorgen.

Thibaut d’Arc macht sich Sorgen um seine schöne Tochter Johanna. Diese sitzt verträumt am Fenster, spielt Gitarre und denkt nicht im Traum an eine Hochzeit. Als sie von der Misere Frankreichs erfährt – die Engländer rücken unaufhaltsam heran – fühlt sie sich dazu berufen, ihr Land zu retten: „Eine keusche Jungfrau vermag viel.“ Aus dem einfachen Hirtenmädchen wird eine gottgesandte Prophetin, die im Auftrag der Gottesmutter in die Schlacht zieht.

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Für den schwächlichen König Karl VII. auf seinem wackeligen Thron ist sie die letzte Rettung. Johanna wird zur gnadenlosen Kämpferin auf dem Schlachtfeld. Als sie jedoch einem jungen Engländer zu tief in die Augen schaut, schafft sie es nicht, ihn zu töten. Diese Schwäche sieht sie als Schande, sie beginnt, an sich selbst und ihrer Sendung zu zweifeln.

Man wirft ihr Ketzerei vor und sie hat nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren, ihrer Verurteilung sieht sie gelassen entgegen: „Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude.“

Die Bühne (Stefan Mayer) wird von einem riesigen Asteroiden-Bild beherrscht und diese explodierenden Gesteinsmassen geben der Geschichte, die eigentlich 1430 während des Hundertjährigen Krieges spielt, etwas Futuristisches. Engländer und Franzosen liefern sich grandios choreografierte Schlachten. Der bekannte Kampfchoreograph Volker Ullmann hat den Kriegern ein strenges Trainingsprogramm auferlegt, das Ergebnis ist beeindruckend.

Für eher heitere Szenen sorgt der schwache König (Christoph Wieschke), der sich unfrisiert und ungepflegt im Schlafanzug auf seiner königlichen Schaukel vergnügt, sein Thron wackelt also gewaltig. Seine geliebte Agnes (Christiane Wetter) hat zwar einen leicht ordinären Touch, doch strahlt sie wesentlich mehr Mut aus. Claudia Carus verkörperte die Johanna als wilde Amazone, die zur Entspannung oftmals zur Gitarre greift.

Klaus Hemmerle hat Schillers Klassiker erfrischend rasant inszeniert. Die vielen Schülerinnen und Schüler werden, wenn sie im Rahmen ihres Deutschunterrichts eine Vorstellung besuchen, sicherlich begeistert sein. Das Premierenpublikum spendete freundlichen Applaus und durfte anschließend noch Prof. Lutz Hochstraate, den langjährigen Intendanten des Salzburger Landestheaters, begrüßen, der von Carl Philip von Maldeghem die Ehrenmitgliedschaft des Theaters verliehen bekam. Gratulation.

„Die Jungfrau von Orleans“ – Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller. Inszenierung: Klaus Hemmerle. Ausstattung: Stefan Mayer. Kampfchoreographie: Volker Ullmann. Dramaturgie: Tobias Hell. Mit: Claudia Carus, Axel Meinhardt, Sebastian Fischer, Gero Nievelstein, Christoph Wieschke, Christiani Wetter, Beatrix Doderer, Marco Dott, Peter Marton, Florian Stohr, Armin Jung, Robert Herrmanns. Fotos + Videotrailer: SLT

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2 Kommentare zu "Die Jungfrau von Orleans – eine Kriegerin in göttlicher Mission"

  1. Stanislaus Pschemisl | 8. Oktober 2012 um 22:15 |

    Gute Idee, auch Videos zu verlinken, noch dazu so ein gutes wie das hier!

  2. Liebe Frau Vital,

    wir freuen uns sehr, dass Sie so großes Interesse an unserer Produktion haben und laden Sie herzlich ein unter http://sbglt.at/subnavigation/schauspiel/show/die-jungfrau-von-orleans sich die aktuellen Fotos und den Videotrailer zu „Die Jungfrau von Orleans“ anzuschauen!

    Herzliche Grüße,
    das Salzburger Landestheater

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