„Hinter Augen“ – Schlachtfeld Familie

Bei der Langen Nacht der Autorentage 2007 im Thalia Theater Hamburg konnte der kraftvolle Text der jungen österreichischen Autorin Catherine Aigner (geboren 1977) die Juroren überzeugen. Die Theater(Off)ensive bringt nun die vielschichtigen Probleme einer chaotischen Familie auf die Bühne im Shakespeare. Premiere der Uraufführung war am 13. 10. 2012.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Opa ist in dieser Familie der Fels in der Brandung. Unbeirrt spielt er mit seinen Zinnsoldaten und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, sprachgewaltig führt er seine Krieger in die Schlacht. Den Krieg, der um ihn tobt, die Streitereien und Handgreiflichkeiten zwischen Vater, Mutter und Sohn, nimmt er nicht zur Kenntnis. Wenn es ihm zu laut wird, setzt er sich seinen Sturzhelm auf und beobachtet seine Zierfische im Aquarium. Seine völlig überforderte Tochter versucht ständig, zwischen ihrem Sohn, einem „kriminellen Früchtchen“, und dem gewalttätigen Vater zu vermitteln, und wird dabei fast aufgerieben.

Der Sohn ist ständig auf der Flucht vor seiner fürsorglichen, ängstlichen Mutter und seinem aufbrausenden Vater. Kein Wunder, denn in dieser Familie tickt ständig eine Zeitbombe, es herrscht ein Klima voll Angst, Aggression und Gewalt. Manja, eine Freundin der Familie, versucht dieser Trostlosigkeit auf ihre Art zu entgehen. Leicht angesäuselt plappert sie vor sich hin, ohne zu merken, dass ihr niemand zuhört. Als der Vater arbeitslos wird, ist er völlig am Ende und stellt deprimiert fest: „Es hat doch alles keinen Sinn.“

Alexander Mitterer bringt seine Tochter als seniler Opa zur Verzweiflung, versucht er doch ständig, seine Tabletten zu vertauschen. Großartig, wie er in diesem Chaos die Ruhe bewahrt und abstruse Kriegsweisheiten von sich gibt. Gerda Gratzer schleicht als verzweifelte Mutter kraftlos durch die Wohnung, sie hat sich bereits aufgegeben. Alex Linse versteckt sich als missratener Sohn gerne hinter seinem Kapuzenpullover, er möchte am liebsten unsichtbar s…

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