„democracy – how to peel an onion without crying“

©Lienbacher

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Das tanz house festival 2012 wurde am 16. Oktober mit der Premiere eines Tanztheaters von der Companie cieLaroque/helene weinzierl in der ARGEkultur eröffnet. Die Truppe ist bekannt für ihre gesellschaftskritischen, politischen Stücke, die stets mit viel Humor serviert werden.

Von Elisabeth Pichler.

Die Performance mit dem Titel „Demokratie – wie man eine Zwiebel schält, ohne dabei zu weinen“ kreist um den Themenkomplex der Entscheidungsfreiheit. Schon am Eingang wurde man nach Alter, akademischem Titel, Staatszugehörigkeit usw. befragt und in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Da es zu wenig Ausländer gab, landete ich bei den Immigranten und musste ein sehr eigenwilliges Formular ausfüllen. Als letzten Punkt sollte man angeben, ob man bereit wäre, eine rohe Zwiebel zu verzehren, um dadurch in den Besitz einer vollen Staatsbürgerschaft mit all ihren Rechten zu gelangen. Jede Gruppe folgte einem Führer mit Fähnchen in den Saal und musste in einem eigens abgegrenzten Territorium Platz nehmen, so viel zur Entscheidungsfreiheit. Wir armen Immigranten waren die Letzten und wurden hinter einer Absperrung verfrachtet, ganz hinten im Saal. Dann begannen die vier Protagonisten, um die Aufmerksamkeit ihrer jeweiligen Gruppe zu kämpfen. Während die Akademiker mit weichen Sitzpolstern verwöhnt wurden, gab es für andere Mozartkugeln. Die jüngsten Besucher übten Jubelparolen ein.

Es wurde uns so ziemlich alles versprochen: Sicherheit, Friede, Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Unterstützung, wo immer wir sie bräuchten. Untereinander waren die vier nicht so friedlich gestimmt, sie versuchten sich gegenseitig auszutricksen, sogar um die Zwiebeln wurde gestritten. Um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen, waren ihnen alle Mittel recht. Sie verzehrten mit Tränen in den Augen rohe Zwiebeln und zogen sich nackt aus, denn das scheint beim Publikum seine Wirkung nie zu verfehlen. Zu guter Letzt wurden sie auf die armen Immigranten aufmerksam und buhlten auch um deren Gunst, jetzt gab es auch hier Mozartkugeln und Schnaps.

CieLaroque und Helene Weinzierl beherrschen die Verbindung von Tanz, Text und Schauspiel perfekt. Das einstündige Gesamtkunstwerk ist sozialkritisch und involviert das Publikum gekonnt. Ein äußerst gelungener Auftakt des tanz house festivals 2012.

„democracy – how to peel an onion without crying“ cieLaroque/helene weinzierl. Choreografie, Künstlerische Leitung: Helene Weinzierl. In Zusammenarbeit mit: Helene Arenbererova, Honza Malik, Yuri Korex, Viviana Escalé. Sound, Komposition: Oliver Stotz.

 


 

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