Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden

Braunau am Inn, Hitlerhaus

Foto: Karl Traintinger| Dorfbild.com

Manchen geht es auf die Nerven, immer nach dem Hitler-Haus gefragt zu werden, und sie schicken die Touristen dann irgendwohin, zum Krankenhaus zum Beispiel.

Von Norbert Mappes-Niediek

Besonders oft gefragt wird der Verkäufer im Textilgeschäft gegenüber. Er deutet dann immer auf das gelbe Gebäude. Wenn der Hafer ihn juckt, schaut er auch auf die Uhr und sagt: »Kommen Sie um halb eins wieder, da schaut er gern zum Fenster raus!«

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Beste Lage und dennoch steht es leer: Hitlers Geburtshaus (im Vordergrund) in Braunau am Inn, für das die Eigentümerin vom Staat Miete kassiert. Jetzt berät in dem 16 000-Einwohner-Städtchen ein Arbeitskreis darüber, wie das Haus künftig genutzt werden soll.

Wenn man hier geboren ist, hat man für das Haus in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 meistens einen Satz auf Lager – nicht immer so einen lustigen, manchmal auch einen weisen, kecken oder auch einen banalen. Für den Umgang aber mit einem solchen Gebäude gibt es nicht einmal außerhalb von Braunau eine Regel.

Aus einem KZ macht man eine Gedenkstätte, eine Kultstätte für Neonazis würde man einfach entfernen. Was aber tun mit einem zweistöckigen Haus in bester Stadtlage, in dem zufällig der Lebensweg des größten Verbrechers der Weltgeschichte begann? Weil alle nur Sätze haben, niemand aber eine überzeugende Formel, steht das Haus schon seit über einem Jahr leer. Für seine Zukunft will niemand die Verantwortung übernehmen.

Georg Wojak, dem munteren Bezirkshauptmann von Braunau am Inn, könnte man einen Vorschlag zutrauen. Weil er aber nicht zuständig ist, lässt er sich auch nur markante Sätze einfallen. Zum Beispiel: »Wir haben uns nicht ausgesucht, dass die Dienstmagd Klara Pölzl hier am 20. April 1889 einen Sohn geboren hat.« Einmal hat Wojak auch gesagt, der Hitler habe hier »bloß die Windeln gefüllt« – was aber prompt die Grünen auf den Plan rief.

Der schon etwas zuständigere Bürgermeister von Braunau diktierte im September einem Redakteur des Wiener »Standard« den teils entnervten, teils frechen Satz, er persönlich stelle sich »schon auch die Frage, wofür ich Verantwortung übernehmen soll«. Er zum Beispiel sei 21 Jahre nach Kriegsende auf die Welt gekommen. Und, schloss er, »so geht es vielen Menschen in Braunau.« Seit die Sätze gefallen sind, ist die Stadt wieder im Gespräch.

NSDAP kaufte das Haus 1938

Braunau am Inn, 16 …

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2 Kommentare zu "Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden"

  1. Dieses Haus könnte auch als “Denkhaus” genutzt werden, um kommenden und aktuellen braunen Tendenzen entgegen zu wirken und um aufzuklären.

  2. Zu Hitlers Geburtshaus, wenn der Käufer es zustande bringt Stalins Geburtshaus wegzureißen, dann kann er auch das Hitlerhaus erwerben.

    Gruß K Vlasak

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