Hermann Nitsch – Salzburg Sommer 2009

Hermann Nitsch. Foto: Manfred Siebinger

Festspielausstellung der Galerie Weihergut in den Kavernen in der Gstättengasse. 

“Ein Skandal ist das, darf er denn das, Blut vergießen und die christliche Religion verunglimpfen, der gehört eingesperrt …“, so und ähnlich hörten sich in den 60er Jahren die Rektionen auf das Orgien-Mysterientheater Hermann Nitschs an. Verunsicherung auch in den Medienberichten und in der Kunstszene.

Mag. Ulrike Guggenberger

Von Ulrike Guggenberger

Hermann Nitsch, Aktionskünstler, 1938 in Wien geboren, haftet bis heute in manchen Kreisen ein Sensationsgeruch an. Er studierte an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und begründete mit Günter Brus, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler den „Wiener Aktionismus“. Die Gruppe wurde durch ihre Protestveranstaltungen gegen verkrustete Kulturgepflogenheiten und Spießbürgertum rasch bekannt.

Foto: Manfred Siebinger
Fotos: Manfred Siebinger

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Spielort seines sechs Tage und Nächte dauernden Gesamtkunstwerkes ist ab 1971 das Gelände des Schlosses Prinzendorf in Niederösterreich. Bei jeder Aktion wird ein Opfertier – ein Lamm oder ein Stier – geschlachtet und noch ausblutend an einem Seil nach unten gehängt oder in Kreuzform an der Wand befestigt. Was sich so grausam anhört, gründet auf einem tief religiösen Hintergrund.

Foto: Manfred Siebinger
Foto: Manfred Siebinger

Nitsch versenkt sich in seinen Studien in die Passion Christi sowie den Dionysos-Kult des antiken Griechenland und antwortet darauf mit den Mysterienspielen in Form einer „ästhetischen Ersatzhandlung“. Unter den Besuchern und unter den an der Aktion Beteiligten – viele davon sind Künstlerfreunde – kommt es zu rauschhaften Zuständen und selbstvergessener Versenkung in die mythisch-kultisch aufgeladene Atmosphäre, eindringlich verstärkt durch Musik.

Foto: Manfred Siebinger
Foto: Manfred Siebinger

Nitschs bildnerische Arbeiten sind eng verknüpft mit seinen Theateraufführungen in Prinzendorf. Vorzugsweise rote Farbe – in allen Schattierungen – wird von ihm kübelweise über die Leinwand gegossen, mit Händen und Bürsten auf dem Malhintergrund rhythmisch ausgestrichen. Ein üppiges, in purer Sinnlichkeit aufgehendes Unternehmen, häufig unterstützt von Künstlerkollegen. Aus seinem bildnerischen Werk werden derzeit in der Festspielausstellung der Galerie Weihergut in den Kavernen in der Gstättengasse in Salzburg präsentiert. Bildtafeln im Format von mitunter 3,40 x 2 m, hängen in den Gewölben, in Gruppen, oder einzeln. Die Arbeiten umfassen einen Zeitraum zwischen 1997 bis etwa 2000. Gleichzeitig werden auf einem überdimensionalen Bildschirm Szenen aus der Aufführung der Mysterienspiele im Burgtheater 2005, eingespielt. In Vitrinen zeigt Hermann Nitsch einen kleinen Teil seiner Sammlung historischer Messgewänder begleitet von Attributen wie Scheren, Zangen und Kerzen. Ausgestellt sind auch Papierarbeiten. Sie entstehen aus den bei seinen Malaktionen verwendeten, zurückgebliebenen Papieren, die von Nitsch nach dem Trocknen weiterbehandelt werden.

2009 gründete sich die Nitsch Foundation, die sich am 22. 10. in Wien der Öffentlichkeit vorstellen wird. Zur Theorie des Mysterientheaters liegt aus dem Verlag „Styria“ sein letztes Buch „Das Sein“ auf – zu erwerben bei der Ausstellung in den Kavernen.

Seit 1989 lehrt Hermann Nitsch als Professor an der Städelschule in Frankfurt. In Wien hat er eine Gastprofessur am Institut für Theaterwissenschaften inne. Hermann Nitsch lebt und arbeitet auf seinem Schloss in Prinzendorf, Niederösterreich.

Hermann Nitsch Museum Mistelbach>
Hermann Nitsch Homepage >

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