Werther – auf die zweite Silbe betont …

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Einem seltenen Operngenuss kann man zur Zeit im Salzburger Landestheater beiwohnen. „Werther“, Jules Massenet´s lyrisches Drama in 4 Akten wird in französischer Original-Sprache mit eingeblendeten deutschen Untertiteln gegeben.

Siegfried_se250Von Siegfried Steinkogler.

Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ aus dem Jahr 1774 wurde vom Librettisten-Triumvirat Edouard Blau, Paul Milliet und Verleger Georges Hartmann zu einem Opernstoff umgeformt. Obwohl Massenet, der zu Lebzeiten sagenhafte 30 Bühnenerfolge feiern konnte, als Komponist hauptsächlich in Frankreich aktiv war, wurde sein „Werther“ 1892 an der Wiener Hofoper mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Oper besticht durch ihren konstanten lyrisch-dramatischen Grundtenor, der in den „Seelen-Duetten“, um nicht zu sagen „Seelen-Duellen“ der beiden Protagonisten Charlotte und Werther seinen Höhepunkt findet.

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Bei der Salzburger Premiere am vergangenen Samstag waren es dem entsprechend Nadezhda Karyazina (Charlotte) sowie der baskische Tenor Andeka Gorrotxategui (Werther), die dem Publikum die ergreifendsten Momente boten. Im gleichen Atemzug sei auch Laura Nicorescu erwähnt, die immer wieder mit großer gesanglicher Überzeugungskraft bereichernd in das dramatische Geschehen eingreifen konnte. Simon Schnorr – als Charlottes Gatte Albert – bot einmal mehr eine unbeirrbare Charakterdarstellung mit hoher stimmlicher Strahlkraft.

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Die insgesamt sehr stimmige – weil zeitlose – Inszenierung von Jim Lucassen wurde sehr bühnenwirksam umgesetzt. Kern des Bühnenbilds war ein von allen Seiten begehbares, durchsichtiges Gebäude: multifunktional genutzt, u. a. auch als Kirche. Von besonderer Wirkung waren eingespielte Liebesszenen von Werther und Charlotte, wobei diverse Utensilien (Schlauchboot, Tischtuch, …) als Projektionsleinwand herhalten mussten. Einen reizvollen Kontrast zur dramatischen Handlung boten die Weihnachtslied-Darbietungen des Kinderchors, bestehend aus Charlottes jüngeren Geschwistern, dessen Einstudierung für Stefan Müller eine Herausforderung darstellte, der er sich jedoch gekonnt und erfolgreich entledigte.

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Adrian Kelly am Pult des Mozarteumorchesters konnte ganz besonders in den dramatischen Szenen die OrchestermusikerInnen zur Hochform anspornen. Es war fühlbar, wie er dieser außergewöhnlichen und dennoch ansprechenden Partitur Leben einhauchen konnte. Jedenfalls trugen Orchester samt Dirigent durch ihr Engagement für diese bei uns selten gespielte Oper ganz wesentlich zum Erfolg der Premiere am Salzburger Landestheater bei.

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Werther von Jules Massenet / Oper / Premiere: 09.03 2013 Salzburger Landestheater / Musikalische Leitung: Adrian Kelly / Inszenierung: Jim Lucassen / Bühnenbild: Roel van Berckelaer / Kostüme: Dritan Kosovrasti / Dramaturgie: Ton Boorsma \ Andreas Gergen. / Besetzung: Werther – Andeka Gorrotxategui, Albert – Simon Schnorr, Le Bailli – Johannes Wiedecke, Schmidt – Philipp Schausberger, Johann – Einar Th. Gudmundsson, Charlotte – Nadezhda Karyazina, Sophie – Laura Nicorescu \ Katharina Bergrath, Mozarteumorchester Salzburg, Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor. Video: SLT, Fotos: SLT/ Christina Canaval.

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Dorfladen

1 Kommentar zu "Werther – auf die zweite Silbe betont …"

  1. Stanislaus Pschemisl | 17. März 2013 um 20:38 |

    Hört sich gut an, ich werde schauen, ob sich ein Opernbesuch im Landestheater ausgeht.

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